Nach Kämpfen Ausnahmezustand im Süden Libyens ausgerufen

Nach tagelangen Kämpfen verfeindeter Stämme im Süden Libyens hat das Parlament den Ausnahmezustand für die Region ausgerufen. Ministerpräsident Ali Seidan sagte am Samstag, der Nationalkongress habe die Entscheidung bei einer Sondersitzung zur Lage in Sebha getroffen.

Im Süden Libyens gilt der Ausnahmezustand (Archiv) (Bild: sda)

Nach tagelangen Kämpfen verfeindeter Stämme im Süden Libyens hat das Parlament den Ausnahmezustand für die Region ausgerufen. Ministerpräsident Ali Seidan sagte am Samstag, der Nationalkongress habe die Entscheidung bei einer Sondersitzung zur Lage in Sebha getroffen.

Dort war die Gewalt am Samstag nach mehreren Tagen relativer Ruhe wieder aufgeflammt, als eine bewaffnete Gruppe einen Armeestützpunkt übernahm. Örtlichen Angaben zufolge handelt es sich um Anhänger des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi.

Bei Kämpfen zwischen verfeindeten Stämmen waren in der vergangenen Woche in Sebha rund 30 Menschen getötet worden. Regierungschef Seidan betonte, die Situation in der Stadt sei «unter Kontrolle», kündigte zugleich aber die Entsendung einer aus früheren Rebellen gebildeten Miliz an.

Mangels einer funktionierenden Polizei und Armee ist die Regierung auf die Hilfe der Milizen angewiesen. Zuletzt hatten sich Berichte gehäuft, dass die Anhänger des 2011 gestürzten und getöteten Machthabers Gaddafi zunehmend selbstbewusst auftreten.

Zwei Italiener entführt

Unterdessen wurden im Osten des Landes zwei Italiener entführt. Wie die Nachrichtenagentur Lana unter Berufung auf ihren Fahrer berichtete, wurden sie am Freitag zwischen Derna und Tobruk nahe des Dorfes Martuba von vermummten Männern zum Halten gezwungen. Demnach zwangen sie die Italiener zum Einsteigen in ihrem Wagen und fuhren mit ihnen Richtung Derna davon.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Entführung. Das italienische Aussenministerium hatte zuvor erklärt, die beiden Männer, die seit einigen Monaten für ein öffentliches Strassenbauprojekt arbeiteten, würden vermisst.

Die deutsche Zeitung «Welt am Sonntag» berichtete derweil unter Berufung auf einen ranghohen Sicherheitsbeamten, in der Region um die Hafenstadt Derna bereiteten radikale Islamisten derzeit eine Offensive vor. Demnach gibt es in der Gegend vier Trainingscamps und zwei Waffenlager der Dschihadistengruppen Al-Kaida und Ansar al-Scharia.

Die Offensive sei nur eine Frage der Zeit, schrieb die Zeitung. Seit dem Sturz Gaddafis sind im Osten Libyens zahlreiche islamistische Gruppen aktiv, die immer wieder Anschläge auf Vertreter von Regierung, Justiz und den Sicherheitskräfte verüben.

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