Nach Mordverdacht neuer Chefermittler im Fall Pistorius ernannt

Rückschlag für die Ankläger des unter Mordverdacht stehenden Paralympics-Stars Oscar Pistorius in Südafrika: Der leitende Polizeiermittler Hilton Botha ist am Donnerstag von seinen Aufgaben entbunden worden. Gegen ihn wird wegen Mordversuchs ermittelt.

Steht selber im Visier der Justiz: Pistorius-Ermittler Botha (Archiv) (Bild: sda)

Rückschlag für die Ankläger des unter Mordverdacht stehenden Paralympics-Stars Oscar Pistorius in Südafrika: Der leitende Polizeiermittler Hilton Botha ist am Donnerstag von seinen Aufgaben entbunden worden. Gegen ihn wird wegen Mordversuchs ermittelt.

Zuständig für den Fall seien zudem künftig nicht mehr die Behörden der Provinz Gauteng, sondern angesichts der Bedeutung des Verfahrens nationale Behörden, sagte Südafrikas Polizeichefin Mangwashi Phiyega. Als leitender Ermittler sei Vineshkumar Moonoo eingesetzt worden, „der erfahrenste Ermittler der südafrikanischen Polizei“.

Die Polizei sei erst am Mittwoch darüber informiert worden, dass die Staatsanwaltschaft die Wiederaufnahme der Untersuchungen gegen den bisherigen Ermittlungsleiter Botha beschlossen habe, fügte Phiyega hinzu. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft begrüsste die Absetzung des Chefermittlers. Dies sei „im Interesse der Glaubwürdigkeit der Justiz“.

Gegen Botha wird wegen siebenfachen versuchten Mordes ermittelt. 2009 hatten Botha und andere Polizisten auf einen Kleinbus mit sieben Insassen geschossen, um ihn an der Weiterfahrt zu hindern. Es ging um die Suche nach Verdächtigen in einem Mordfall. Der Fall wurde zunächst zu den Akten gelegt, vor kurzem aber wieder aufgenommen.

„Krasse Fehler“ bei Ermittlungen

Staatsanwaltschaft und Verteidigung lieferten sich am Donnerstag erneut eine erbitterte Wortschlacht über eine mögliche Freilassung des Athleten gegen Kaution. Pistorius-Anwalt Barry Roux prangerte vor dem Gericht in Pretoria angebliche Falschinformationen des Staatsanwalts und krasse Fehler der Ermittlungsbeamten am Tatort an.

So soll der mittlerweile von seinen Aufgaben entbundene Chef-Ermittler Botha keinen Schutz über den Schuhen getragen hatte, als er in der Nacht der Tat das Haus von Pistorius zur Spurensicherung betrat. Zudem musste die Staatsanwaltschaft ihre Angaben vorerst zurücknehmen, es sei Testosteron im Haus von Pistorius gefunden worden.

Da es keine Beweise für den Mordvorwurf der Staatsanwaltschaft gebe, müsse Pistorius bis zum Prozessbeginn gegen Kaution auf freien Fuss gesetzt werden, sagte der Anwalt.

Über eine mögliche Freilassung von Pistorius auf Kaution soll am Freitagmorgen entschieden werden.

Keine Belege gegen Pistorius

Der 26-jährige Pistorius, der mit spektakulären Sprints auf Beinprothesen zum Star wurde, hatte seine Freundin Reeva Steenkamp am Valentinstag in seinem Haus erschossen. Er beteuert, dass es ein tragisches Versehen war und er sie für einen Einbrecher gehalten habe.

In einem Kreuzverhör des Pistorius-Anwalts Barry Roux musste Botha zugeben, dass am Tatort keine Belege dafür gefunden worden seien, die den Darstellungen von Pistorius widersprächen.

Sollte das Gericht eine Freilassung auf Kaution ablehnen, dürfte Pistorius noch mindestens mehrere Monate in Gewahrsam bleiben, bis der eigentliche Prozess beginnt.

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