Nach neuem Blutbad in Syrien beklagen Aktivisten mehr als 320 Tote

Kurz vor dem Eintreffen der ersten arabischen Beobachter in Syrien haben die Truppen von Präsident Baschar al-Assad wieder ein Blutbad unter Regimegegnern angerichtet. Mehr als 320 Menschen kamen seit Montag ums Leben.

Soldaten marschieren durch die Strassen der syrischen Stadt Daraa (Bild: sda)

Kurz vor dem Eintreffen der ersten arabischen Beobachter in Syrien haben die Truppen von Präsident Baschar al-Assad wieder ein Blutbad unter Regimegegnern angerichtet. Mehr als 320 Menschen kamen seit Montag ums Leben.

Davon seien allein 227 Deserteure in der Provinz Idlib getötet worden, berichteten Menschenrechtsaktivisten am Dienstag. Die Getöteten hätten zur sogenannten Freien Syrischen Armee gehört. Eine unabhängige Bestätigung für diese Angaben gibt es wegen der Medienblockade nicht.

Die Streitkräfte hätten Artilleriegeschütze gegen die Deserteure eingesetzt, die sich in den Ortschaften Dschabal al-Sawija und Chan Scheichun verschanzt hätten. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, in Idlib seien bei Gefechten zwischen der Armee und „terroristischen Gruppen“ mehrere Menschen getötet worden.

In den Reihen der Armee habe es keine Opfer gegeben. Ein verletzter Zivilist, der am Sonntag von Dschabal al-Sawija aus in die Türkei geflüchtet war, sagte am Telefon, die Lage in seiner Heimatstadt sei fürchterlich. Zahlreiche Häuser seien von der Armee zerstört worden.

Am Montag seien zudem 42 Zivilisten getötet worden, meldeten die Aktivisten. Am Dienstag gab es nach ihren Informationen 50 weitere zivile Opfer, darunter eine Frau, die bei ihrer Flucht aus der Ortschaft Al-Kusair in der Provinz Homs getötet worden sein soll.

Eines ihrer zwei Kinder sei bei dem Angriff verletzt worden, hiess es. Aktivisten berichteten zudem von willkürlichen Festnahmen in mehreren Universitäten sowie im Al-Midan-Viertel in Damaskus.

Dekret gegen Waffenlieferanten

Präsident Assad, der am Montag nach langem Zögern einer Beobachtermission zugestimmt hatte, beschloss am Dienstag drakonische Strafen für Waffenschmuggler bis hin zur Hinrichtung.

In einem Dekret des Präsidenten heisst es, wer Waffen ins Land bringe, mit Waffen handle oder diese terroristischen Vereinigungen zur Verfügung stelle, werde ab sofort mit Haftstrafen zwischen 15 Jahren und lebenslänglich bestraft. Bei Waffenlieferungen im grossen Stil drohe die Todesstrafe. Das Dekret wurde von der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana veröffentlicht.

UNO verurteilt Syrien

Die UNO-Vollversammlung hatte Syrien wegen der brutalen Gewalt gegen Demonstranten am Montag mit überwältigender Mehrheit zurechtgewiesen. 133 UNO-Mitgliedsstaaten verurteilten die „schweren und systematischen Menschenrechtsverstösse durch die syrische Obrigkeit“ scharf. Seit Beginn der Proteste im März haben regimetreue Sicherheitskräfte nach UNO-Angaben mehr als 5000 Zivilisten getötet.

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