Nachbarschaftlicher Willkommensapéro für Asylbewerber

Seit Anfang Jahr sind in einem Teil der Wohnungen am Burgweg 4 bis 14 Asylbewerber untergebracht. Mit einem Apéro wollen die alteingesessenen und von der Kündigung ihrer Wohnungen bedrohten Mieterinnen und Mieter ihre neuen Nachbarinnen und Nachbarn willkommen heissen. Seit Monaten schon setzen sich die Mieterinnen und Mieter der Häuserzeile am Burgweg 4 bis 14, […]

Am Burgweg sind Asylbewerber willkommen.

Seit Anfang Jahr sind in einem Teil der Wohnungen am Burgweg 4 bis 14 Asylbewerber untergebracht. Mit einem Apéro wollen die alteingesessenen und von der Kündigung ihrer Wohnungen bedrohten Mieterinnen und Mieter ihre neuen Nachbarinnen und Nachbarn willkommen heissen.

Seit Monaten schon setzen sich die Mieterinnen und Mieter der Häuserzeile am Burgweg 4 bis 14, organisiert im Verein «Lebendiger Burgweg», gegen die umfassenden Sanierungs- und Umbaupläne der Basellandschaftlichen Pensionskasse und damit auch gegen die Massenkündigung ihrer Wohnungen zur Wehr – mit kleinen, aber bislang nicht sonderlich nachhaltigen Teilerfolgen. Doch gegen Ende 2013 wollte das Attribut «lebendig» nicht mehr so richtig stimmen. Rund die Hälfte der Mieterinnen und Mieter hatte das Handtuch geworfen und war ausgezogen.

Inzwischen ist wieder Leben eingekehrt und die meisten Wohnungen sind wieder besetzt – allerdings nicht mit einer Mieterschaft, die sich selber um die freien Wohnungen bemüht hatte, sondern mit Asylbewerberinnen und Asylbewerbern, die von der Kantonalen Asylkoordination befristet dort untergebracht wurden. Nun also sind an den Glockenschildern der Häuser am Burgweg neben schweizerisch klingenden Namen auch solche zu lesen, die auf Bewohnerinnen und Bewohner schliessen lassen, die von weit her kommen. Aus Eritrea, Äthiopien, Vietnam und Syrien, wie Franziska Trenkle präzisiert. Trenkle ist eine der ursprünglichen Mieterinnen der Häuser am Burgweg und Co-Präsidentin des Vereins «Lebendiger Burgweg».

Mietvertrag bis Juni

Die Basler Sozialhilfe hat mit der Verwaltung der Häuser am Burgweg einen bis Juni befristeten Mietvertrag abgeschlossen – «bis der Umbau mehrerer Liegenschaften an die Hand genommen wird», wie das Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt im Dezember 2013 bekanntgab. Es ist aber kaum davon auszugehen, dass der Umbau bereits im Sommer in Angriff genommen werden kann. Und doch ist das mehr Zeit, als die regulären Mieterinnen und Mieter als Bleibegarantie haben. «Unser Kündigungsschutz dauert nur bis Ende März», sagt Trenkle.

Die Mieterinnen und Mieter hatten mit Unterstützung des Basler Mieterinnen- und Mieterverbands Einspruch nicht nur gegen die Wohnungskündigungen, sondern auch gegen die Umbaupläne der Basellandschaftlichen Pensionskasse erhoben. Mit Erfolg. Die Behörden seien zum Schluss gekommen, dass die Absichten der Hausbesitzerin mit dem Gesetz nicht zu vereinbaren seien, teilte der Verband Ende Oktober 2013 mit. Dies war bereits die zweite erfolgreiche Einsprache gegen das Baugesuch. Das erste Baugesuch war als lückenhaft taxiert worden und deshalb von der Gesuchstellerin selber zurückgezogen worden.

Architekt gewechselt

Diese Erfolge sind aber letztlich nicht wirklich nachhaltiger Natur. In der Zwischenzeit habe die Pensionskasse den Architekten ausgewechselt, sagt Trenkle und fügt etwas lakonisch hinzu. «Jetzt warten wir halt auf das dritte Umbaugesuch.» Dass dieses nicht ganz so schnell vorliegen wird, dafür spricht die Tatsache, dass nun als jüngstes Kapitel der Geschichte rund um die umstrittenen Umbaupläne die Einquartierung der Asylbewerberinnen und Asylbewerber folgte.

Diese Entwicklung wurde von den verbliebenen Mieterinnen und Mietern, sehr zur Freude der kantonalen Asylkoordination, ausgesprochen positiv aufgenommen. Eine solche Haltung sei eher selten, sagte die zuständige Asylkoordinatorin im Dezember gegenüber der TagesWoche. Denn: «Leider stossen unsere Einrichtungen oft auf Widerstand in den Quartieren.» Am Burgweg ist das ganz anders: «Mich interessieren die Menschen und nicht deren Nationalitäten», sagt Franziska Trenkle mit dem Hinweis, dass auch die anderen ursprünglichen Mieterinnen und Mieter so denken. «Ich freue mich in erster Linie darüber, dass die Häuser durch die neuen Nachbarinnen und Nachbarn wieder  lebendiger geworden sind.»

Willkommens-Apéro

Die Mieterinnen und Mieter haben ihre neuen Nachbarinnen und Nachbarn mit Wiehnachtsgutzis willkommen geheissen. Man grüsse sich im Treppenhaus und auf der Strasse, aber sonderlich viel Kontakt habe man unterreinander nicht, gibt Trenkle zu. Zumindest noch nicht. Denn am Samstag, 22. Ferbuar, ist ein weiterer Anlau geplant, den Zusammenhalt unter der neu zusammengesetzten Mieterschaft zu stärken. «Wir organisieren in unserem Hinterhof, den wir vor ein paar Monaten gemeinsam aufgefrischt haben, einen spezielle Willkommensapéro.»

Wie wenn es noch einen Beweis dafür gebraucht hätte, dass durch die Teilabbruchpläne der Häusern am Burgweg 4 bis 14 tatsächlich ein vorbildlicher urbaner Mikrokosmos in Gefahr gerät, von der Bildfläche zu verschwinden.

 

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