Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) will einen Verhaltenskodex in eigener Sache erarbeiten, um «die Transparenz nach innen und nach aussen zu erhöhen». Sie reagiert damit auf die Kritik, die ein internes, jedoch publik gewordenes Papier auslöste.
Wissenschaftlich gut zu sein, sei eine Voraussetzung für eine sichere Entsorgung, wird Nagra-Verwaltungsratspräsident und FDP-Ständerat Pankraz Freitag in einer Medienmitteilung vom Donnerstag zitiert. Wissenschaftlichkeit alleine reiche aber nicht aus.
«Höhere Ansprüche erfüllen»
Man stehe im Fokus der Öffentlichkeit und müsse darum «höhere Ansprüche an eine transparente Arbeitsweise erfüllen als andere». Die Nagra sei «stark von der Aussenwirkung abhängig».
Mit dem Verhaltenskodex, der zusammen mit externen Fachleuten und den Mitarbeitenden bis Ende Jahr erarbeitet werden soll, will die Genossenschaft auch Vertrauen zurückgewinnen.
Die Entsorgung radioaktiver Abfälle ist gemäss Nagra eine anerkannt wichtige und gesellschaftliche Aufgabe, aber eine in der Öffentlichkeit «weitestgehend unbeliebte Angelegenheit».
Um diese Aufgabe lösen zu können, müsse die Nagra «transparent agieren, sich ständig hinterfragen und an Verbesserungen interessiert sein». Die Genossenschaft arbeitet nach eigenen Angaben «in einem Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Emotionen».
Internes Nagra-Papier als Auslöser
In diesem Spannungsverhältnis löste im Oktober ein internes Nagra-Papier viel Aufregung aus, das die «SonntagsZeitung» publik gemacht hatte. Das Papier erweckte den Eindruck, dass bereits entschieden sei, wo dereinst die Atomabfälle gelagert werden sollen – trotz der laufenden Standortsuche.
Das Bundesamt für Energie kam nach einer Aussprache mit der Spitze der Nagra zum Schluss, die Organisation künftig enger zu begleiten und zu coachen.
Die Veröffentlichung des Nagra-Papiers führte mittlerweile auch zu einem juristischen Nachspiel. Die Bundesanwaltschaft eröffnete eine Strafuntersuchung wegen Amtsgeheimnisverletzung. Die Untersuchung richtet sich gegen einen ehemaligen Nagra-Mitarbeiter und gegen Unbekannt.
Bereits im Oktober hatte die Nagra mitgeteilt, dass ein ehemaliger Mitarbeiter das interne Dokument an den Nuklearexperten Marcos Buser und den Geologie-Professor Walter Wildi weitergegeben habe.