Mit jährlichen Milliardensummen der internationalen Gemeinschaft sollen zukünftig Armee und Polizei Afghanistans finanziert werden. Das sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen nach Beratungen der Verteidigungsminister des Bündnisses am Freitag.
Er bestätigte Überlegungen in der NATO, die afghanischen Sicherheitskräfte zu verkleinern. Es gebe aber noch keinen Entscheid. Derzeit verfügt Afghanistan über etwa 176’000 Soldaten und 143’000 Polizisten. Diese knapp 320’000 Mann waren mit grossem Aufwand ausgebildet worden.
Der französische Verteidigungsminister Gérard Longuet sagte, Frankreich und andere Verbündete – darunter die USA – hielten längerfristig eine Stärke von 230’000 Soldaten und Polizisten für „vernünftig“. Dies bedeute, dass jährlich 1,1 Milliarden Dollar nötig seien, was für die Weltgemeinschaft finanzierbar sei.
Mit Biometrie gegen Taliban
Die Minister wollen zudem mit Hilfe biometrischer Daten ein Einsickern radikalislamischer Talibankämpfer in die afghanischen Sicherheitskräfte verhindern.
Im Januar waren vier französische Soldaten von einem Mann erschossen worden, der sich bei der Armee hatte einstellen lassen. Mit Hilfe der Biometrie sollen Kandidaten für einen Posten bei Armee und Polizei besser auf Vorstrafen geprüft werden.
Afghanistan solle ab 2013 schrittweise mit eigener Armee und Polizei die Sicherheitsverantwortung im Land von der derzeit 130’000 Soldaten zählenden internationalen Schutztruppe ISAF übernehmen, bekräftigte Rasmussen. Bis Ende 2014 werde die ISAF sich zunehmend auf eine Unterstützerrolle zurückziehen.
Russland wird den Truppenabzug der NATO unterstützen. Laut einer vorläufigen Vereinbarung dürfe die Allianz künftig Material aus Afghanistan in die Wolga-Stadt Uljanowsk fliegen, berichtete die Moskauer Zeitung „Kommersant“. Von dort könne die NATO ihre Ausrüstung auf der Schiene nach Europa transportieren.
Grösse der KFOR wird beibehalten
Die knapp 6000 Soldaten starke Kosovo-Truppe, KFOR, dagegen wird nicht verkleinert. „Die Lage ist dort unverändert schwierig“, sagte der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière zur Begründung. Unter Führung der NATO haben 29 Staaten, darunter die Schweiz, knapp 5800 Soldaten im Kosovo stationiert.
Ursprünglich hatte die NATO geplant, die Truppenstärke im Februar zu halbieren. Rasmussen sagte, die NATO beharre darauf, dass sich alle Bürger des Landes im ganzen Kosovo frei bewegen können.
Dort ringen seit Monaten Serben sowie die zumeist serbischstämmigen Bewohner des Nordkosovo mit der Regierung in Pristina um die Kontrolle über das Gebiet und über die Grenzübergänge zu Serbien.