Nach «Nullzinspolitik» und «Frankenschock» hat die fünfköpfige Jury von bekannten Finanzexperten dieses Jahr das Wort «Negativzinsen» zum Schweizer Finanzwort gekürt.
Weil Negativzinsen das Grundprinzip der Wirtschaft auf den Kopf stellt und die Schweiz von ihnen stärker betroffen ist als andere Länder, hat sich die fünfköpfige Jury von bekannten Finanzleuten für das Wort «Negativzinsen» entschieden. Dies geht aus einer Medienmitteilung der Migros Bank und finews.ch vom Montag hervor.
Um die von der Finanzkrise gebeutelte Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, haben Nationalbanken weltweit die Zinsen gesenkt – teilweise unter null. Damit bewegen sie sich auf geldpolitischem Neuland. Wie sich Zinsen unter null auf die Wirtschaft auswirken ist ungewiss. Fraglich ist auch, wie weit die Zinsen noch sinken können, bevor eine allgemeine Flucht in Bargeld einsetzt.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist dabei global am stärksten in den negativen Bereich vorgerückt. Im Kampf gegen die Frankenstärke senkte die Schweizerische Nationalbank die Zinsen bis auf -0,75 Prozent. Sie stelle damit ein weltweit beachtetes «Versuchslabor» dar, heisst es weiter.
Jurymitglied Oswald Grübel zeigt sich denn auch kritisch gegenüber dem Vorgehen der SNB. Die Nationalbank glaube sie hätte alles im Griff, doch die nächste Kreditkrise komme bestimmt, wird er in der Mitteilung zitiert.
Zudem ist nach Meinung der Jury der Begriff Negativzins widersprüchlich. Weil der Zins als Preis für die Überlassung von Kapital definiert und ein Preis immer positiv sei, sollte vielmehr von Strafzins oder Spargebühr gesprochen werden.
Die Wahl aus mehr als 250 Einsendungen erfolgte unter der Leitung von Migros Bank und finews.ch. Die fünfköpfige Jury besteht neben dem ehemaligen Bankier Grübel aus der Professorin Sita Mzumder, dem Schriftsteller Michael Theurillat, dem finews.ch-Mitgründer Claude Baumann und dem Ökonomen Albert Steck von der Migros Bank.