Sieben Wochen nach den islamistischen Anschlägen von Paris ist am Mittwoch die neueste Ausgabe der französischen Satirezeitung «Charlie Hebdo» in den Handel gekommen.
Die Ausgabe, mit der das Satireblatt eine Rückkehr zur Normalität einleiten will, erschien mit einer Auflage von 2,5 Millionen Exemplaren.
Vor den Anschlägen hatte «Charlie Hebdo» eine Auflage von rund 60’000 Exemplaren. Auch in der Schweiz ist die neue Ausgabe erhältlich: Über 20’000 Hefte wurden ausgeliefert, während vor den Anschlägen nur rund 300 Exemplare verkauft wurden.
In der Romandie liegt die aktuelle Ausgabe seit Mittwochmorgen in den Kiosken auf. Bisher hatte sich die Auslieferung an die Geschäfte um ein oder zwei Tage gegenüber dem Verkaufsstart in Frankreich verzögert, wie die Westschweizer Kioskkette Naville Presse mitteilte. In der Deutschschweiz, wo insgesamt nur rund 500 Exemplare verteilt werden, ist das Satiremagazin bei Valora erst ab Freitag erhältlich.
«Es geht wieder los!»
Auf der Titelseite der neuesten Ausgabe wurde diesmal keine Mohammed-Karikatur abgedruckt. Abgebildet ist eine Karikatur auf rotem Grund, in der ein Hund mit einer «Charlie Hebdo»-Ausgabe in der Schnauze von einer geifernden Meute gehetzt wird.
Unter den Verfolgern sind unter anderem ein Hund mit Kalaschnikow und Stirnband – als Karikatur eines Dschihadisten -, der Papst, der konservative Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy und die Chefin der rechtsextremen Front National (FN), Marine Le Pen. «Es geht wieder los!» steht dazu auf der Titelseite.
Auf 16 Seiten befasst sich die Redaktion in Texten und Karikaturen intensiv mit dem Anschlag. Aber auch die Schändung eines jüdischen Friedhofs, die griechische Finanzlage oder die Grippewelle in Frankreich sind Themen der Ausgabe.
Verkauf läuft langsamer an
Zuletzt war die am 14. Januar erschienen, eine Woche nach dem Anschlag auf ihre Redaktionsräume mit zwölf Toten. Die sogenannte Ausgabe «der Überlebenden» erschien mit einer in der französischen Pressegeschichte einmaligen Rekordauflage von acht Millionen Exemplaren und fand reissenden Absatz.
Bei der neuesten Ausgabe lief der Verkauf etwas langsamer an, wie Zeitungsverkäufer am Mittwochmorgen in Paris und anderen Städten Frankreichs berichteten. «Nach der Gewalt, die wir erfahren haben, wollten wir eine etwas besänftigendere Titelseite», erläuterte der Chef von «Charlie Hebdo» mit Künstlernamen Riss. Er war beim Attentat von zwei Dschihadisten, die mit Kalaschnikows in die Redaktionsräume gestürmt waren und um sich gefeuert hatten, an der Schulter verletzt worden.