Die Krankenkassen müssen heute nach Ansicht der baldigen CSS-Chefin Philomena Colatrella für Medikamente bezahlen, die nicht mehr wirtschaftlich sind. Sie fordert den Bund auf, den Leistungskatalog mit neuen Tests und häufiger zu überprüfen.
Heute schreibe das Gesetz zwar vor, dass Leistungen wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sein müssten, um vergütet zu werden, sagte Colatrella im Interview mit der «SonntagsZeitung». «Aber eine wirkliche Überprüfung der Leistungen und der Preise findet heute nicht statt», sagte sie. Es werde keine Überprüfung durchgeführt, «die ökonomisch haltbar» wäre. Es fehlten wissenschaftliche Tests.
Deshalb fordert sie: «Wir wollen, dass die Schweiz für alle Leistungen, die von der Grundversicherung bezahlt werden, wissenschaftliche Wirksamkeitstests durchgeführt werden.» Erste Schritte des Bundesrats begrüsse sie sehr. «Je mehr Zeit verstreicht, desto mehr Kosten werden uns belastet.»
Vetorecht bei Medikamentenpreisen
Zudem kritisiert sie, dass Pharma und Krankenversicherer heute bei den Medikamentenpreisen mit «ungleichen Spiessen» kämpften. «Pharmahersteller können Beschwerde einreichen, wenn sie mit der Preisgestaltung nicht einverstanden sind.» Die Versicherer hätten dagegen kein Vetorecht, wenn ein aus ihrer Sicht unwirtschaftliches Medikament auf die Liste der Grundversicherung kommt.
Colatrella fordert deshalb ein Vetorecht für die Versicherer bei der Festsetzung der Preise für Medikamente. Davon erhoffe sie sich «eine grosse Kostenentlastung», sagte sie. Sie wolle das Anliegen mit Allianzpartnern politisch durchsetzen. Ausserdem sollte der Bund aus ihrer Sicht jedes Jahr die Medikamentenpreise überprüfen und nicht nur alle drei Jahre wie heute.
Colatrella wird Anfang September die Konzernleitung der CSS Gruppe übernehmen. Sie löst Georg Portmann ab, der nach 30 Jahren in leitenden Positionen für die CSS zurücktreten wird. Für die CSS ist Colatrella seit 1999 tätig. Heute ist sie Stellvertreterin Portmanns.