Die Finanzkrise holt die Wall Street einmal mehr ein: Die US-Behörde NCUA hat eine neue Klage gegen das grösste amerikanische Geldhaus JPMorgan Chase eingereicht. Es geht erneut um Hypotheken-Deals. Die Deutsche Bank hat in einem ähnlichen Fall bereits gezahlt.
Der US-Finanzmarktregulierer NCUA wirft dem Institut vor, falsche Angaben beim Verkauf von Hypothekenpapieren im Wert von 2,2 Mrd. US-Dollar gemacht zu haben. Dies habe drei Genossenschaftsbanken in den Abgrund gerissen, erklärte die National Credit Union Administration (NCUA).
Bei der am Freitag (Ortszeit) bekanntgewordenen Klage geht es um Finanzprodukte, die ursprünglich die US-Sparkasse Washington Mutual verkauft hatte. JPMorgan hatte den zusammengebrochenen Rivalen in den Wirren der Finanzkrise 2008 geschluckt und ist der Rechtsnachfolger.
Den verursachten Schaden zu reparieren, sei „extrem teuer gewesen“, erklärte NCUA-Chefin Debbie Matz. Es sei nur richtig, dass jene Leute, die den Schaden verursacht hätten, sich auch an der Beseitigung beteiligten.
Bei den fraglichen Hypothekenpapieren handelt es sich um sogenannte Mortgage Backed Securities. Diesen liegen Hauskredite zugrunde. Als die US-Immobilienblase 2007 platzte, konnten viele Hausbesitzer ihre Raten aber nicht mehr zahlen – und wegen der Ausfälle verloren auch die damit unterlegten Hypothekenpapiere drastisch an Wert. Das brachte die Finanzkrise ins Rollen, die in der Pleite der US-Bank Lehman Brothers im September 2008 gipfelte.
Käufer getäuscht
Behörden und Investoren überziehen die Bankenwelt seitdem mit Klagen. Der Vorwurf lautet in fast allen Fällen, dass die Käufer über die Risiken der Geschäfte getäuscht worden seien, vor allem über die Kreditwürdigkeit der Hausbesitzer.
Der Regulierer NCUA hatte JPMorgan bereits im Sommer 2011 wegen derartiger Hypotheken-Deals verklagt, zusammen mit anderen Häusern. Die Deutsche Bank, die Citigroup sowie die HSBC haben ähnliche Vorwürfe mit Vergleichen aus der Welt geräumt, die zusammen mehr als 170 Mio. Dollar kosteten.
Die Deutsche Bank zahlte damals mit 145 Millionen Dollar den Löwenanteil, ohne allerdings eine Schuld einzuräumen. Die Banken wollten durch die Vergleiche ein langwieriges und teures Gerichtsverfahren vermeiden.
Der Regulierer NCUA ist für die US-Genossenschaftsbanken zuständig und springt bei Pleiten ein, um die Kundeneinlagen zu schützen. Die Finanzkrise war mit den vielen Insolvenzen regionaler Geldhäuser besonders kostspielig. Die Behörde versucht auch mehr als vier Jahre nach dem Hochkochen der Krise, die entstandenen milliardenschweren Schäden ersetzt zu bekommen.