Wie viel an klimaschädlichen Gasen die Länder ausstossen, prüfen sie selbst anhand von Schätzungen und Hochrechnungen. Eine von Schweizer Forschenden entwickelte Methode erlaubt nun, diese Angaben unabhängig zu prüfen.
Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen vom vergangenen Dezember haben 195 Länder vereinbart, die Klimaerwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Ob sie die dafür notwendigen Emissionsreduktionen tatsächlich umsetzen, prüfen die Länder selbst anhand von Hochrechnungen und Schätzungen.
Weil diese Werte von grossen Unsicherheiten geprägt sind und sich Fehler einschleichen können, haben Forschende der Materialprüfanstalt Empa, der Universität Bern und der ETH Zürich eine Methode entwickelt, diese Angaben zu prüfen. Und zwar durch direkte Messungen in der Atmosphäre, wie der Schweizerische Nationalfonds SNF am Dienstag mitteilte.
Schätzungen des BAFU bestätigt
Die Forschenden kombinierten Messdaten für ein klimaschädliches Gas – in diesem Fall Methan – mit einem Ausbreitungsmodell für Luftschadstoffe von MeteoSchweiz. Für das Jahr 2013 erhielten sie so Werte, die nur leicht von den Zahlen des Bundesamts für Umwelt (BAFU) abwichen und somit die Schätzung von rund 200’000 Tonnen ausgestossenem Methan pro Jahr bestätigten.
Bei der Viehwirtschaft, die etwa 70 Prozent der Methanemissionen verursacht, stellten die Forschenden mit ihrer Methode leicht niedrigere Werte fest als bisher geschätzt. Bestätigen konnten sie zudem, dass die Erdgasleitungen in Schweizer Städten kaum lecken, was zuvor als relativ unsichere Annahme galt.
Höhere Emissionen in Nordostschweiz
In der Nordostschweiz hingegen erhielten sie hingegen höhere Emissionswerte als bisher angenommen. «Wir planen nun eine Messkampagne, die näher an den betroffenen Gebieten ist, um zu prüfen, ob der Unterschied tatsächlich echt ist», sagte Studienleiter Dominik Brunner von der Empa in der SNF-Mitteilung.
Das BAFU werde die Studie als Anhang zum neuesten Treibhausgasinventar der Schweiz voraussichtlich am 15. April veröffentlichen, so die Mitteilung. Die Schweiz sei damit neben Grossbritannien und Australien unter den ersten drei Ländern, die eine unabhängige Prüfung ihrer Emissions-Hochrechnungen veröffentliche.
Das Projekt mit dem Titel «Carbo-Count-CH» gelte als Pilotprojekt für ein gesamteuropäischen Messnetz «Integrated Carbon Observation System». Dieses soll in Zukunft die Treibhausgasemissionen aller europäischer Länder erfassen.