Kunstliebhaber bekommen ein neues Reiseziel: Am Freitag eröffnet das Kunstmuseum Basel seinen Neubau für Sonderausstellungen aus der Feder der Architekten Christ & Gantenbein. Nach einem Jahr Sanierung öffnet auch der Kunstmuseums-Hauptbau wieder.
Mit dem markanten Erweiterungsbau am Grossbasler Kopf der Wettsteinbrücke bekommt das Kunstmuseum neben dem Hauptbau vis-à-vis und dem Gegenwartskunst-Museum im St. Alban-Tal ein drittes Haus. Dieses beherbergt künftig Sonderausstellungen, was eine bessere Präsentation der hochkarätigen Sammlung im Hauptbau möglich macht.
Gekostet hat der Erweiterungsbau rund 100 Millionen Franken. Die Hälfte davon wird von der Mäzenin Maja Oeri finanziert; sie hat zudem für den Landerwerb weitere 20 Millionen beigesteuert. Der Bau bietet in 19 Ausstellungsräumen 8000 Quadratmeter Nettofläche und beherbergt künftig auch den Museumsladen.
Dominant und nüchtern
Der Neubau wirkt aussen wuchtig mit seiner grauen Backstein-Fassade und wenigen grossen Fenstern und integrierter LED-Beleuchtung. Wie Architekt Emanuel Christ – ein Bruder seines Grossvaters hatte einst den Hauptbau mit entworfen – am Donnerstag vor den Medien sagte, soll der Neubau «Kunstcontainer und barockes Stadtpalais» vereinen; von letzteren habe es im Quartier diverse. Feinere benachbarte Vorstadt-Altbauten indes werden dominiert.
Christ erklärte die vorspringende Ecke des Neubaus als Bezug zur gegenüber liegenden Ecke des Hauptbaus und als Geste für einen öffentlichen Platz vor dem Museum. Stilistisch lehne sich der Neubau an den Hauptbau an, sei aber grosszügiger und moderner – quasi zeitlos, da er als Museum «für mehr als hundert Jahre gebaut» sei.
Innen bietet der Neubau der Kunst eine zurückhaltend nüchterne Bühne mit rechtwinkligen Ausstellungsräumen mit Eichenboden. Sie sind für Kunstlicht konzipiert; die Fenster können geschlossen werden. Auch die Gänge mit grauem Abrieb und Marmorböden sowie zinkblecherne Wände bei Liften und im Erdgeschoss-Foyer wirken unaufdringlich sec.
Voraussichtlich im Kostenrahmen
Der Neubau sei termingerecht, unfallfrei und wohl budgetgemäss fertig geworden, freute sich der Basler Baudirektor Hans-Peter Wessels. Die Architekten, die sich im Wettbewerb mit 200 Eingaben auch renommiertester Büros durchgesetzt hatten, hätten auf kleiner Grundfläche am Altstadtrand tolle Räume geschaffen. Rund tausend Leute aus hundert Firmen hätten am Bau mitgewirkt.
Weil im Kunstmuseum ursprünglich keine Sonderausstellungen vorgesehen waren, fehlten dazu Räume. Jedes Mal musste aufwändig umgeräumt und improvisiert werden, sagte Direktor Bernhard Mendes Bürgi. Zudem wurde der Raum immer knapper für die stetig weiter wachsende Sammlung; auch dafür hat es im Neubau diskret Platz.
Erste grosse Schau im Neubau ist «Sculpture on the Move 1946 – 2016». Der Fokus neben den Sonderschauen liegt im Neubau bei Werken von 1950 bis 1990.
Kunstmuseum neu dreiteilig organisiert
Der Hauptbau von 1936 – unterirdisch mit dem Neubau verbunden – ist neu der europäischen Kunst vom 15. Jahrhundert bis zum späten Picasso und Gerhard Richter gewidmet. Schweizer Kunst bekommt eigene Räume. Die erste Ausstellung im so genannten Kupferstichkabinett des sanierten Hauptbaus zeigt Zeichnungen und Druckgrafik von Barnett Newman.
Die wenige Gehminuten rheinaufwärts entfernte Gegenwartskunst-Abteilung fokussiert sich auf das zeitgenössische Kunstschaffen von 1990 bis heute. Bei der Eröffnung für das Publikum ist am Sonntag und Montag der Eintritt in allen drei Häusern frei. Zuvor ist am Freitag ein Festakt mit Bundesrat Alain Berset angesagt.
Das Kunstmuseum Basel hat die älteste öffentliche Kunstsammlung der Welt: 1661 kaufte die Regierung die Sammlung der Basler Familie Amerbach für 9000 Reichstaler ab, damit sie nicht nach Rotterdam ging, sondern zugänglich wurde. Die öffentliche Empörung über die einjährige Schliessung des Hauptbaus für die Sanierung belege die starke Verbundenheit der Bevölkerung mit der Institution, sagte der Basler Regierungspräsident Guy Morin.