Vor kurzem schloss der Tauschkasten an der Güterstrasse, zum Bedauern vieler Quartierbewohner. Auf dem Tellplatz haben zwei ehemalige Mitarbeiterinnen jetzt eine neue Tauschbörse gestartet.
Schade, fanden viele Gundelianer als der Tauschkasten «Bring und Nimm» an der Güterstrasse kürzlich wegen Überlastung schliessen musste. Und: Es wäre schön, wenn die Idee weiterbestehen könnte.
Das dachten sich auch Jessica Fernandez und Findik Sari, zwei ehemalige Helferinnen der Bring & Nimm-Stelle. Die beiden Frauen führen seither in Eigenregie einen Hol- und Bringtisch auf dem samstäglichen Tellplatzmarkt.
Jessica Fernandez sitzt entspannt auf einem Klappstuhl und lächelt. Vor ihr zwei Tische mit Gläsern, Geschirr, Büchern und weiteren Dingen. «Ist doch toll, die Sonne scheint, Bekannte kommen vorbei und man kommt in Kontakt mit den Leuten», sagt sie. Ein Schild, das die Auslage als Tauschware anpreist, braucht sie nicht. «Die Leute kennen uns im Quartier».
Dennoch: Vernetzung sei wichtig, erklären die beiden Frauen, während ein Besucher zwei Bastmatten aussucht und mitnimmt. Manchmal stelle sich heraus, dass es einfach an der Kommunikation fehle. «Manche Leute wussten gar nicht, dass man Elektrogeräte abgeben kann, das haben wir dann erklärt.» Unterstützung vom Baubüro In Situ haben die beiden Tauscherinnen abgelehnt. «Wir wollen das selbst aufbauen», sagen sie selbstbewusst.
Unterstützung von den Nachbarn
Jeden Samstag bauen Jessica und Findik ihren Tisch auf dem Gundelimärt auf. Tische und Stühle stellt das Cafe Sandwich am Tellplatz zur Verfügung, heute sogar einen Sonnenschirm. Angenommen wird fast alles, solange die Sachen nicht zu gross sind. «Bitte keine grossen Gegenstände mehr. Wir sind möbelgeschädigt», sagt Jessica. Nach den Erfahrungen mit Bring & Nimm wollten Jessica und Findik erst mal klein anfangen. Am Ende sei es sehr anstrengend geworden, im Tauschkasten alles in Ordnung zu halten, sagen sie.
Nach nur ein paar Wochen sei die Initiative schon sehr bekannt, sagt Jessica. «Das geht soweit, dass mich Leute schon direkt ansprechen, wegen bestimmter Geschirrteile zum Beispiel.» Oft könne sie helfen oder sie halte einfach die Augen offen.
Neben dem Cafe Sandwich werden die Frauen auch vom Restaurant Viertelkreis an der Gundeldingerstrasse unterstützt, das von den Tauschenden kostenlos Müll entgegennimmt. Wie Kamil Akcay vom Cafe Sandwich findet auch Stefan Lehmann vom Restaurant Viertelkreis die Initiative gut. Jessicas Arbeitgeber zeigt sich ebenfalls entgegenkommend. Als Krankenpflegerin könne sie ihre Schichten immer so legen, dass am Samstagvormittag Zeit bleibe.
Ein Raum wäre schön
Eine Besucherin kommt vorbei, wechselt ein paar Worte mit Findik. Sie dreht ein paar Geschirrteile in der Hand und legt sie zurück. Sie fände die Idee gut und komme immer wieder mal vorbei, auch auf ein Schwätzchen, sagt sie.
«Je leichter es ist, desto schneller ist es weg», witzelt Jessica. Im Moment brächten die Frauen ihre Tauschwaren in mehreren privaten Kellerabteilen in der Umgebung unter. Ganz toll fände sie eine Art grosse fahrbare Kiste damit der Transport einfacher wird. «So einen Wagen mit Rollen, wie es die früher mal gab.»
Noch besser wäre aber ein Raum als Anlaufstelle. Und wo? «Ach, unsere Besucher sind treu. Die würden auch bis an den Stadtrand kommen.» Schön wäre trotzdem ein Raum im Gundeli, «dem besten Quartier Basels».