Der einstige Schweizer Reiseanbieter Kuoni ist künftig Outsourcing-Partner etwa für Behörden und Staaten. In seinem ersten Interview als Chef der Kuoni Group äussert sich der Inder Zubin Karkaria zu seinen Plänen für die Firma.
Einst kannte in der Schweiz jedes Kind den Reiseanbieter Kuoni. Dieses Geschäft ist jedoch verkauft und heute ist Kuoni ein anderes Unternehmen. «Die Kuoni Group verkauft immer noch Reisenkomponenten – aber an andere Reisefirmen, die diese dann den Touristen , also ihren Endkunden, verkaufen. Zwei unserer Divisionen sind in diesem Geschäft. Die dritte, VFS Global, bearbeitet im Auftrag von Regierungen Visa-Anträge», erklärt Karkaria in einem Interview mit der Handelszeitung (Vorabdruck vom Donnerstag).
Zu Gerüchten, wonach Kuoni Teile davon abspalten könnte, sagt er: «Als ich am 5. November als Chef angetreten bin, habe ich klar gesagt, dass es mein Plan ist, alle drei Divisionen weiterzuentwickeln, die heute die Kuoni Group bilden. Und dies ist zurzeit weiterhin mein Plan.»
Gemäss jüngsten Presseberichten hat Kuoni die US-Investment-Bank Morgan Stanley sowie die Credit Suisse mit der Suche nach verschiedenen Optionen für die drei verbliebenen Sparten beauftragt. Als Möglichkeit werde dabei auch die Aufspaltung des Konzerns sowie die Dekotierung erörtert, hiess es. Analysten bezeichneten die entsprechenden Gerüchte als «nicht völlig unplausibel».
Kosten nach unten anpassen
Der Sitz des Visa-Geschäfts ist in Dubai. Von London aus bietet Kuoni Dienstleistungen wie Übernachtungen, Transfers oder Exkursionen für andere Reiseunternehmen an. Und von Zürich aus werden Gruppenreisen meist an asiatische Reiseveranstalter verkauft. «Ich versuche, meine Zeit so effizient wie möglich auf Dubai, London, Zürich und unsere Quellmärkte aufzuteilen», sagt Karkaria.
Auf Effizienz will er auch die Unternehmenskultur bei Kuoni trimmen. Er will seine Firma auf die «Cando»-Attitüde, auf «Optimismus und Tatendrang» fokussieren – Teams, die «stark auf Performance ausgerichtet sind». Damit verbindet Karkaria, dass «Kosten nach unten» angepasst werden müssten. «Man kann nicht mit einem Lastwagen unterwegs sein, wenn es nur ein Auto braucht.»
Wachstumschancen für Kuoni sieht er vor allem im sogenannten Identity-Management, also «Identitätsüberprüfungen von Personen in jeder Art, auch in biometrischer Weise. Im Auftrag von Regierungen etwa verarbeiten wir Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen», sagt er. Hinzu kämen «Anwendungen wie etwa Geburts- oder Todesurkunden» und für die indische Regierung sei Kuoni im Bereich der Grundbucheinträge tätig. Deshalb hat die Kuoni-Division in Dubai vor zwei Monaten eine strategische Partnerschaft mit einer deutschen Spezialistin für Ausweissysteme geschlossen.
Karkarias Familie mit drei Kindern lebt in Dubai. Der 47-Jährige arbeitet nach einem Wirtschaftsstudium im indischen Mumbai bereits seit 1999 bei Kuoni. «Ich war einer der Ersten, die Inder auf den Titlis und auf die Jungfrau brachten.» Er glaubt, dass die Schweiz in Indien auch heute noch ein hervorragendes Image hat.