Der neue Sulzer-Chef Klaus Stahlmann hat seine strategischen Prioritäten präsentiert: Innovation stärken, Servicegeschäft ausbauen, operative Prozesse verbessern und mehr divisionsübergreifende Zusammenarbeit. Die Schweiz soll ein wichtiger Standort bleiben.
Sulzer müsse zwar als globales Unternehmen dort präsent sein, wo die Kunden sind und daher lokal produzieren, sagte Stahlmann am Freitag an der Halbjahres-Medienkonferenz in Zürich. Die Schweiz bleibe aber ein wichtiger Standort, insbesondere für Forschung & Entwicklung.
Zuletzt habe Sulzer die Zahl der Beschäftigten in der Schweiz um 40 auf rund 1400 erhöht, sagte Stahlmann. Davon arbeiten rund 700 am Stammsitz in Winterthur. Weltweit sind es 17’382 Angestellte. Ein Personalaufbau finde eher in den Wachstumsmärkten statt, räumte Stahlmann ein. Dass Sulzer lokal produziere und verkaufe, sichere das Unternehmen gegen Wechselkurseffekte ab.
Sulzer sei ein hervorragend aufgestelltes Unternehmen, dies zeigten auch die stark gewachsenen Halbjahreszahlen und die sehr komfortable Profitabilität. Verbessern lasse sich das Cash-Management oder der divisionsübergreifende Einkauf.
Stahlmann will gemäss seiner Vision die technologische Führungspositionen stärken und von Kundenbedürfnissen steuern lassen. Zudem solle Sulzer die globale Präsenz nutzen, um das Servicenetz zu stärken. Dazu sind auch Übernahmen geplant.
Weniger von Konjunktur abhängig
Mit dem Servicegeschäft, das im ersten Halbjahr 41 Prozent zum Umsatz beitrug, sollen konjunkturelle Nachfrageschwankungen ausgeglichen und die Kundenbindung erhöht werden können. Weiteres Wachstumspotenzial sieht Stahlmann insbesondere bei Wasserpumpen und im Kunststoffmarkt, wo kürzlich eine Anlage für Biokunststoffe in Betrieb genommen wurde.
Die mittelfristigen Ziele bis 2015 bestätigte Stahlmann. Demnach soll der Umsatz jährlich um 6 bis 8 Prozent steigen und sich die operative Gewinnmarge (EBIT-Marge) auf 11 bis 13 Prozent verbessern. Im ersten Halbjahr 2012 betrug die EBIT-Marge 10,1 Prozent.
Ein Treffen mit Vekselberg
Zu konkreten Übernahmezielen wollte sich Stahlmann erwartungsgemäss nicht äussern. Nach dem Kauf der schwedischen Abwasserpumpen-Herstellerin Cardo Flow Solution vor einem Jahr für 852 Mio. Fr. sind die Möglichkeiten nicht unbegrenzt: die Nettoliquidität betrug Ende Juni -325,6 Mio. Franken.
Mit Grossaktionär Viktor Vekselberg habe er sich vor seinem Amtsantritt einmal kurz getroffen, sagte Stahlmann. Die Strategie werde aber nicht mit Einzelpersonen diskutiert, sondern im Verwaltungsrat. Vekselberg helfe bei der Expansion in Russland.So nahm dort der Umsatz deutlich zu, insbesondere die Verkäufe von Öl- und Gaspumpen.
Stahlmann ist seit Februar Chef von Sulzer. Er ist 1960 geboren, verfügt über die deutsche und die kolumbianische Staatsangehörigkeit und ist diplomierter Wirtschaftsingenieur. Bei seinem vormaligen Arbeitgeber MAN war er über eine Bestechungsaffäre gestolpert. Ein Ermittlungsverfahren wurde nach einer Zahlung von 275’000 Euro eingestellt.