Nach seinem wohl unfreiwilligen Geständnis im Rahmen einer US-Fernsehserie muss sich der New Yorker Immobilien-Erbe Robert Durst wegen Mordes vor Gericht verantworten. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Los Angeles erhob am Montag Anklage gegen den 71-Jährigen.
Durst wird vorgeworfen, vor knapp 15 Jahren eine enge Freundin getötet zu haben. Bei einem Schuldspruch könnte ihm die Todesstrafe drohen. Die verworrene Lebensgeschichte des Sprösslings einer Familie reicher Immobilienbesitzer hält die USA seit Jahren in Atem.
Am Sonntag lief die letzte Folge einer TV-Dokumentation über Durst, in der dieser vor sich hin murmelt, er habe «alle getötet» – offenbar ohne zu wissen, dass das drahtlose Mikrofon noch eingeschaltet war. Allerdings ist zweifelhaft, ob die Äusserungen als gerichtsfestes Geständnis durchgehen.
Dursts Freundin Susan Berman war im Dezember 2000 in Los Angeles erschossen worden, einen Tag bevor die Polizei sie zu dem mysteriösen Verschwinden von Dursts Ehefrau im Jahr 1982 befragen wollte. Auch bei der verschollenen Gattin haben die Behörden den exzentrischen Multimillionär im Verdacht, der jede Verwicklung in den Fall stets zurückwies.
Als Frau verkleidet
Durst versteckte sich 2001 vor den Ermittlungen in der texanischen Küstenstadt Galveston, verkleidete sich als Frau und gab sich als stumm aus. Als er in eine Auseinandersetzung mit einem Nachbarn geriet, erschoss er den Mann und zerstückelte die Leiche.
Zwei Jahre später wurde er in diesem Fall überraschend wegen Notwehr freigesprochen. Die Geschworenen glaubten seiner Darstellung, er habe den Nachbarn versehentlich erschossen, als sie um eine Waffe gerungen hätten.
Die sechsteilige TV-Dokumentation «The Jinx: The Life and Deaths of Robert Durst» (Der Unglücksbringer: Das Leben und die Toten des Robert Durst) brachte neuen Schwung in die Ermittlungen. Die Filmemacher förderten belastende Indizien im Fall Susan Berman zu Tage.
So wurde ein Brief an die Polizei, in der von einer Leiche in Bermans Haus die Rede ist, der Handschrift Dursts zugeordnet. Ausserdem soll Berman dem Multimillionär beim Verschwinden seiner scheidungswilligen Ehefrau ein falsches Alibi besorgt haben.
Unter falschem Namen eingecheckt
Durst war am Samstag in New Orleans verhaftet worden, wo er unter falschem Namen in ein Hotel eingecheckt hatte. Seitdem wartet er auf seine Überstellung nach Kalifornien, die sich noch einige Tage hinziehen könnte. Zunächst müssen in New Orleans Vorwürfe wegen illegalen Waffenbesitzes geklärt werden.
Die Mordanklage in Los Angeles bezieht sich nur auf den Tod von Susan Berman. Allerdings gelten die Ermittlungen im Fall von Dursts Ehefrau noch nicht als abgeschlossen.
Der Anwalt des Immobilien-Erben, Dick DeGuerin, erklärte, sein Mandant stelle sich dem Prozess und werde «die Gerüchte und Spekulationen beenden». Robert Durst sei unschuldig.