NGO fordern besseren Schutz für minderjährige Migranten

Zwei Wochen vor dem Weltmigrationsforum in Genf hat das Kinderhilfswerk Terre des Hommes an einer Tagung auf die wohl verwundbarsten Migranten aufmerksam gemacht: Kinder und Jugendliche, die alleine in der Schweiz unterwegs seien, müssten besser geschützt werden.

Minderjährige, die unbegleitet in die Schweiz kommen sollen besser geschützt werden (Symbolbild) (Bild: sda)

Zwei Wochen vor dem Weltmigrationsforum in Genf hat das Kinderhilfswerk Terre des Hommes an einer Tagung auf die wohl verwundbarsten Migranten aufmerksam gemacht: Kinder und Jugendliche, die alleine in der Schweiz unterwegs seien, müssten besser geschützt werden.

Die Situation sei paradox, sagte Jean Zermatten, Präsident des UNO-Komitees für die Rechte der Kinder, am Freitag in Bern. «Nie zuvor haben die Staaten so viel für den Kinderschutz getan – doch noch nie war eine Kategorie Minderjähriger so diskriminiert wie es jugendliche Migranten heute sind.»

In der Schweiz bestehe genauso Handlungsbedarf wie in den Herkunftsländern der jungen Migranten, waren sich die Experten an der Tagung von Terre des Hommes (TdH) einig. Das Netzwerk Kinderrechte Schweiz, dem 45 Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) angehören, vermutet, dass in der Schweiz immer mehr Minderjährige in der Illegalität leben.

Illegales Leben

«1999 gab es gemäss offiziellen Zahlen 15’000 unbegleitete, minderjährige Asylsuchende in der Schweiz. 2008 waren es noch 630», sagte Christina Weber Khan vom Netzwerk Kinderrechte. Der Schluss liege nahe, dass die Kinder wegen des verschärften Asylrechts keine Gesuche mehr stellten und stattdessen einfach als Sans-Papiers in der Schweiz lebten.

5000 verschwundene Kinder

Alleine in Frankreich sind gemäss TdH rund 5000 verschwundene Kinder registriert worden. «Nach diesen Kindern und Jugendlichen sucht niemand. Sie sind schlicht nicht wichtig genug», sagte TdH-Sprecher Rudolf Gafner im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Auch in der Schweiz interessierten sich die Behörden zu wenig für das Schicksal der unbegleiteten, minderjährigen Migranten.

«In der Schweiz gibt es unzählige Statistiken. Zu den minderjährigen Asylsuchenden und unbegleiteten Migranten sind aber keine Zahlen erhältlich», sagte Gafner.

Minderjährige in Haft

Trotzdem würden immer wieder minderjährige Asylsuchende in der Schweiz inhaftiert, kritisierte unlängst das Netzwerk Kinderrechte Schweiz.

Gemäss Angaben des Bundesamts für Migration wurden zwischen Januar 2008 und Juni 2009 insgesamt 71 Personen zwischen 15 und 17 Jahren in Administrativhaft genommen. Minderjährige befanden sich durchschnittlich 9 Tage in Haft. Neuere Zahlen waren nicht erhältlich.

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