Niederländische Experten reisen ins Absturzgebiet

Die Niederlande werden die internationale Identifizierung der Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine koordinieren. Die Experten sollten am Montag zur Absturzstelle fahren, teilte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Sonntagabend in Den Haag mit.

Der Ministerpräsident der Niederlande, Mark Rutte (Bild: sda)

Die Niederlande werden die internationale Identifizierung der Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine koordinieren. Die Experten sollten am Montag zur Absturzstelle fahren, teilte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Sonntagabend in Den Haag mit.

Beim Absturz des Passagierflugzeugs über von prorussischen Rebellen kontrolliertem Gebiet waren am Donnerstag alle 298 Menschen an Bord getötet worden, darunter 193 Niederländer.

In der ukrainischen Stadt Charkow werde ein Koordinationszentrum eingerichtet, kündigte Rutte an. Eine Maschine der niederländischen Luftwaffe sollte noch am Sonntagabend mit Mitarbeitern und Material aus Eindhoven nach Charkow abfliegen.

«Alle Anstrengungen richten sich nun darauf, die Opfer in ein Gebiet zu bringen, das von der Ukraine kontrolliert wird», sagte Rutte. Er wollte darüber noch am Abend mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefonieren.

Der niederländische Aussenminister Frans Timmermans reiste nach New York, um mit dem UNO-Sicherheitsrat über das weitere internationale Vorgehen zu beraten. Ziel sei es, die Opfer so schnell wie möglich in ihre Heimatländer zurück zu bringen und die Untersuchung nach den Ursachen des Absturzes zu starten, hiess es.

Westen droht Moskau

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident François Hollande und der britische Premierminister David Cameron drohten Russland derweil mit einer Ausweitung der EU-Sanktionen. Der russische Präsident Wladimir Putin müsse umgehend auf die prorussischen Separatisten einwirken, um den Ermittlern einen ungehinderten Zugang zum Absturzgebiet zu gewährleisten, hiess es.

Sollte Russland dazu nicht «unverzüglich die nötigen Massnahmen ergreifen», werde dies beim EU-Aussenministerrat am Dienstag Konsequenzen haben, hiess es in Paris. Bisher hat die EU Sanktionen gegen Einzelpersonen und Unternehmen verhängt, aber nicht gegen ganze russische Wirtschaftszweige.

BUK-System kam aus Russland

Zuvor hatte die ukrainische Regierung mitgeteilt, sie habe Beweise dafür, dass Flugabwehrraketen des Typs BUK nicht nur von Russland aus in die Ukraine gebracht wurden, sondern auch von drei Russen bedient worden seien. Inzwischen seien die mobilen Waffensysteme wieder nach Russland zurückgebracht worden.

Die USA gehen davon aus, dass die Maschine von einem solchen Luftabwehrsystem abgeschossen wurde. US-Aussenminister John Kerry sagte in einem CNN-Interview am Sonntag: «Die Beweise zeigten klar auf die Separatisten.» Es sei «ziemlich klar», dass das eingesetzte Abschusssystem «von Russland in die Hände der Separatisten gelangte», sagte Kerry. Zudem gebe es Aufnahmen von «prahlenden» Separatisten nach dem «Abschuss».

Kerry rief die Europäer in mehreren TV-Talkshows am Sonntag dazu auf, dem Beispiel Washingtons zu folgen und ihre Sanktionen zu verschärfen. Es wäre enorm hilfreich, wenn einige europäische Länder, die bisher «ein wenig abgeneigt» seien, sich den USA anschlössen, sagte Kerry dem Sender CNN.

Putin forderte die Separatisten auf, mit den internationalen Ermittlungsbehörden zusammenzuarbeiten. Zugleich mahnte er, es sollten keine voreiligen Schlüsse gezogen werden.

Ermittlungen behindert

Am Wochenende hatten bewaffnete Separatisten und die chaotische Zustände am Absturzort eine Untersuchung der Wrackteile behindert. Bis zu 900 Aufständische würden die Rettungskräfte nahe der Ortschaft Grabowo ständig überwachen und erheblich einschränken, klagte der ukrainische Vize-Regierungschef Wladimir Groisman am Sonntag.

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