Der niederländische Staat entschädigt mehrere Angehörige von drei Muslimen, die beim Massaker von Srebrenica im Jahr 1995 getötet wurden. Insgesamt würden vier Hinterbliebene jeweils 20’000 Euro erhalten, teilte die niederländische Regierung am Donnerstag mit.
„Wir bedauern zutiefst, was ihnen und den Familien passiert ist und hoffen, damit das Leid zu lindern“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Den Haag.
Die Entscheidung ist das Ergebnis eines jahrelangen Justizverfahrens, an dessen Ende das Urteil stand, dass der niederländische Staat für den Tod der drei Muslime verantwortlich zu machen sei.
Die Justiz hatte im September letztinstanzlich bestätigt, dass die mit dem Schutz der UNO-Enklave im Osten Bosniens beauftragten niederländischen Blauhelme durch ihr Verhalten die drei Männer den Serben quasi ausgeliefert hätten.
Eingereicht hatten die Klage ein Übersetzer und die Familie eines getöteten Elektrikers, der für die UNO-Truppe Dutchbat gearbeitet hatte. Der Übersetzer Hasan Nuhanovic hatte bei dem Massaker seinen Bruder und seinen Vater verloren. Auch seine Mutter wurde getötet, ihr Tod war aber nicht offiziell Bestandteil der Ermittlungen. Nuhanovic erhält nun ebenso wie die Witwe und die beiden Kinder des getöteten Elektrikers 20’000 Euro.
Die Opfer hatten gemeinsam mit rund 5000 weiteren Muslimen auf dem Stützpunkt des Dutchbat Zuflucht gesucht, nachdem die Enklave am 11. Juli 1995 von den bosnischen Serben erobert worden war. Das schlecht ausgerüstete Dutchbat hatte den serbischen Einheiten keinen Widerstand geleistet.
Dem sicheren Tod ausgeliefert
Am 13. Juli zwangen die UNO-Truppen den Elektriker und den Bruder des Übersetzers zum Verlassen ihres Stützpunkts, der Vater ging freiwillig mit. In der Folge wurden sie ebenso wie rund 8000 weitere muslimische Jungen und Männer von den bosnischen Serben ermordet.
Die Anwältin der Kläger, Liesbeth Zegveld, bezeichnete die Ankündigung der Entschädigungszahlungen als „respektlos“. Statt sich mit den Angehörigen über die Form der Entschädigung auseinanderzusetzen, wolle der Staat den Fall nun einfach nur abschliessen, sagte sie. Auch die Höhe der Zahlungen sei zu gering.