Die Universitätsspitäler Zürich und Genf haben erstmals in der Schweiz eine sogenannte Triple-Crossover-Nierentransplantation durchgeführt. Dabei wurden die Nieren von drei Spender-Empfänger-Paaren quasi übers Kreuz transplantiert, wie die beiden Spitäler mitteilten.
Die Technik habe das Potenzial, den Organmangel abzuschwächen, hiess es in der Mitteilung vom Donnerstag. Anders als bei anderen Organen lassen sich kranke Nieren durch eine Lebendspende eines gesunden Menschen ersetzen.
Oft sind das Familienangehörige oder gute Freunde. Voraussetzung ist, dass die Gewebe von Spender und Empfänger immunologisch kompatibel sind.
In einem Fünftel der Fälle trifft das nicht zu. Viele nierenkranke Menschen sind deshalb auf wöchentliche Dialysen (Blutwäsche) angewiesen und warten auf das Organ einer verstorbenen Person. Derzeit befinden sich 1200 Patienten auf der Warteliste, die Wartezeit beträgt je nach Blutgruppe zwei bis vier Jahre.
Eine Crossover-Spende löst das Problem der Inkompatibilität, indem sich zwei Paare in der gleichen Situation zusammentun und die Nieren jeweils dem Empfänger des anderen Paares spenden – also über Kreuz (crossover). Sind drei Paare beteiligt, spricht man von Triple-Crossover-Nierenspende.
Sechs Operationen gleichzeitig
So eine Dreifach-Spende haben die beiden Universitätsspitäler im Mai 2012 erstmals mit zwei Paaren aus Zürich und einem Paar aus Genf durchgeführt. Über ein Jahr nach der Transplantation sei der Gesundheitszustand sämtlicher Beteiligten gut, schrieben die Spitäler.
Bei einer Crossover-Spende werden zwingend sämtliche Paare zur selben Zeit operiert, damit sicher alle vorgesehenen Empfänger ein Organ bekommen. Für Chirurgen und Spitäler sei dies eine logistische Herausforderung, schreiben die Spitäler – gilt es doch, vier respektive sechs Operationen gleichzeitig zu koordinieren.
Insgesamt vier Crossover-Transplantationen haben die Teams in Zürich und Genf seit 2011 durchgeführt. Obwohl die Spender meistens Verwandte sind, ist es gesetzlich auch erlaubt, einem unbekannten Patienten zuoberst auf der Warteliste eine Niere zu spenden. Voraussetzung ist, dass die Spende freiwillig und aus altruistischen Gründen erfolgt und nicht bezahlt wird.
20 bis 30 Prozent mehr Nierenspenden
Es sei deshalb vorstellbar, dass es in Zukunft ganze Spenderketten mit Lebendspendern gibt, schreiben die Spitäler – wie es in anderen Ländern schon der Fall ist.
Mit Crossover-Spenden und Spenderketten liesse sich die Zahl der transplantierten Nieren durch Lebendspende in der Schweiz um 20 bis 30 Prozent erhöhen, schätzt Karine Hadaya vom Universitätsspital Genf (HUG), Leiterin der Schweizer Arbeitsgruppe.
Nun prüfen die Spitäler in Zusammenarbeit mit der Stiftung Swisstransplant und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), ob das Programm auf alle Schweizer Transplantationszentren ausgedehnt werden kann.
Dazu müsse jedoch das Transplantationsgesetz von 2007 abgeändert und eine Software entwickelt werden, die passende Spender-Empfänger-Paare findet. Für ein Computermodell, das dies kann, erhielt der US-Wirtschaftswissenschaftler Alvin Roth 2012 einen Nobelpreis.