„Night Train to Lisbon“ von Bille August auf der Berlinale

Die Literaturverfilmung „Night Train to Lisbon“ nach dem Erfolgsroman des Berner Autors Pascal Mercier ist am Mittwoch an der Berlinale ausser Wettbewerb uraufgeführt worden.

Vor der Premiere einer Schweizer Geschichte auf der Leinwand: Jeremy Irons und Martina Gedeck (Bild: sda)

Die Literaturverfilmung „Night Train to Lisbon“ nach dem Erfolgsroman des Berner Autors Pascal Mercier ist am Mittwoch an der Berlinale ausser Wettbewerb uraufgeführt worden.

Die Geschichte des Berner Gymnasiallehrers Raimund Gregorius (Jeremy Irons), der auf der Kirchenfeldbrücke eine junge Frau vor dem Selbstmord rettet und danach aus seinem geordneten Leben ausbricht, war ein Bestseller: Der 2004 erschienene Roman wurde allein auf Deutsch über zwei Millionen Mal verkauft.

Auslöser für Gregorius‘ Entscheid ist das Buch „Um ourives das palavras“ (Ein Goldschmied der Worte) von Amadeu de Prado, das die junge Frau auf sich trägt. Der portugiesische Arzt und Philosoph beschäftigt sich in der Schrift mit Fragen, die auch Gregorius seit langem umtreiben.

Bruchstücke

Die Vorgeschichte mit Gregorius‘ Schulweg und seine überstürzte Abreise dauern nur wenige Minuten. Der knapp zweistündige Film spielt somit fast ausschliesslich in Lissabon, wo Gregorius‘ Suche nach Amadeu zur Suche nach dem Sinn des Lebens wird.

Was sich in Merciers 500-seitigem Roman als spannend verschachteltes Konstrukt aus Handlung, historischer Nacherzählung und Textstellen aus Amadeus Schrift nach und nach zu einem faszinierenden Kosmos zusammenfügt, zerfällt im Film in bruchstückhafte Episoden.

Englisch

Von Amadeus Schrift, der Motivation für Gregorius‘ Reise, erfahren wir im Film nur wenig, und die beiden Zeitebenen Handlung (heute) und historische Erzählung (vor 30 Jahren) mit jeweils einem jungen und einem älteren Darsteller erschweren es dem Zuschauer zusätzlich, Gregorius‘ Suchen nachzuvollziehen.

Jeder Handlungsstrang wird im Film in ebensolchem Tempo abgehandelt, in dem Gregorius mit seiner Suche vorwärtsdrängt. Zudem fügt der Film mit Mariana (Martina Gedeck) noch eine neue Figur und damit eine Liebesgeschichte ein. Die letzte Szene spielt am Bahnhof Lissabon: „Why don’t you just stay“, fragt sie Gregorius.

Dass in der Verfilmung des Romans, in dem es auch um Sprache und deren Bedeutung geht, sowohl in Bern wie in Lissabon durchgehend Englisch gesprochen wird, ist gewöhnungsbedürftig, wie auch, dass die Darsteller mit Akzent sprechen.

Grossproduktion

„Night Train to Lisbon“ ist mit dem Briten Jeremy Irons, Martina Gedeck und August Diehl aus Deutschland, Lena Olin aus Schweden, Charlotte Rampling und Christopher Lee aus Grossbritannien sowie Bruno Ganz aus der Schweiz prominent besetzt.

Der Film ist eine europäische Grossproduktion. Das Budget betrug über neun Millionen Franken, wobei 70% der Finanzierung aus Deutschland, 20% aus der Schweiz und 10% aus Portugal stammen. „Night Train to Lisbon“ läuft ab 7. März in den Deutschschweizer Kinos.

Der 65-jährige dänische Regisseur Bille August wurde bekannt mit Filmen wie „Pelle, der Eroberer“ (1987), für den er den Oscar erhielt, „Die besten Absichten“ (1992) sowie den Literaturverfilmungen „Das Geisterhaus“ (1993) und „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ (1997).

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