Noch eins, bitte! Oder sogar zwei?

Väter haben vielleicht etwas limitierte Fähigkeiten. Aber auch daraus kann man sehr viel machen, sage ich mir immer.

Die liebe Familie.

Väter haben vielleicht etwas limitierte Fähigkeiten. Aber auch daraus kann man sehr viel machen, sage ich mir immer.

Ich liebe Kinder und hätte gerne möglichst viele. Darum haben meine Frau und ich immer die gleiche Diskussion, wenn wir wieder mal ein Buschi sehen, was ja häufig der Fall ist.

Ich: «Soooooo härzig, gääääälll?!»

Sie: «Ja. Und nächste Frage: nein.»

Ich: «Warum denn nicht? Schau dir mal dieses Lächeln an, diese reine Freude!»

Sie: «Ja, aber auch diese reinen Geschöpfe sind bald gross und … du weisst schon.»

Ich: «Aber bis es so weit ist, könnten wir schon das nächste haben oder das übernächste.»

Sie: «Nein, nein und nochmals nein.»

Unglaublich, wie stur diese Frauen sind, dachte ich immer, bis, ja bis mir noch ein ­anderer Gedanke kam: Allenfalls könnte ihre Ablehnung auch ein klein bisschen damit zusammenhängen, dass mehr Kinder vor allem für sie mehr Arbeit bedeuten würden.

Denn sie ist häufiger daheim.

Sie macht mehr im Haushalt. Und sie organisiert alles, was unbedingt klappen muss.

Alles meine Schuld? Jein. Ich kenne einige Elternpaare, die ähnlich funktionieren. Sie hat ­alles im Griff, managt Familie und Teilzeitjob, er konzentriert sich auf die Arbeit, weil ohne ihn nichts geht (ausser daheim ­natürlich). Ja, so einfältig sind wir Männer.

Damit sich daran etwas Grundlegendes ändert, bräuchte es wahrscheinlich mehr als ein paar «Macho Mamas», wie der gleichnamige Bestseller fordert. Dafür müsste wohl schon jemand ein kleines Wunder vollbringen und der Welt verständlich machen, dass ein Kind zu erziehen eigentlich die sehr viel sinnvol­lere Tätigkeit ist, als möglichst viel Geld zu scheffeln und die Karriereleiter hochzustressen, bis man einen Herzinfarkt hat.

Was ist richtig, was ist falsch

Aber ich merke, ich schweife wieder einmal ab. Womit wir beim zweiten Grund wären, ­warum meine Frau für unsere Familie so wichtig ist. Sie ist nämlich, na ja, wie soll ich sagen, etwas ordnungsbewusster als ich. Und etwas pragmatischer. ­Während ich mir über die grossen pädagogischen Fragen der Jetztzeit (wie viel Fernsehen, wie viel Computer, Handy ab wann?) stundenlang den Kopf zerbreche und immer widersprüchlichere Ratschläge google, weiss sie von Anfang an, was richtig ist und was falsch.

Die Kinder haben mich dennoch gerne. Weil ich immer dabei bin, wenn es hart auf hart geht (beim abendlichen Brändi Dog, bei den Hausaufgaben, beim Fussball, beim Theater, bei Aussprachen in der Schule).
Und weil ich ihnen immer ­Pizza und Spaghetti koche und nicht all das gesunde Zeug.

Nur etwas nervt die Kinder: wenn ich wieder mal von Buschi rede. Jetzt reichts!, sagen auch sie. Und wenn ichs mir recht überlege, haben sie recht. Ich habe wirklich allen Grund, glücklich zu sein mit ihnen drei.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 11.05.12

Nächster Artikel