Bei dem mutmasslichen Lieferanten der Tatwaffe für den Amoklauf von München handelt es sich um einen arbeitslosen Verkäufer. Beim gefassten Mann sind noch weitere Waffen gefunden worden.
Das gab die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Mittwoch nach der Festnahme des 31-jährigen Mannes bekannt. Der Verdächtigte habe die Ermittler in einer ersten Vernehmung auf eine in Köln an einer Verkehrsinsel vergrabene Kiste hingewiesen, sagte der Sprecher der Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft, Alexander Badle, am Mittwoch auf einer Medienkonferenz.
Darin seien eine Maschinenpistole, vier halbautomatische Pistolen und Munition gefunden worden. Der gefasste Mann habe nach ersten Erkenntnissen seinen Lebensunterhalt mit illegalen Waffengeschäften unterhalten.
Der Marburger sollte noch an diesem Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden. Zu einem möglichen Strafmass wollte sich die Staatsanwaltschaft mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht äussern.
Lebensgefährtin wieder frei
Ausgangspunkt für das Ergreifen des mutmasslichen Waffenlieferanten waren Ermittlungen gegen einen 62-jährigen Buchhalter aus Nordrhein-Westfalen und einen 17-jährigen Schüler aus Nordhessen, die beide in Verdacht stehen, bei dem Marburger Schusswaffen und Munition erworben zu haben.
Die 31 Jahre alte Lebensgefährtin des Verhafteten ist inzwischen wieder auf freiem Fuss. Es habe keine konkreten Anhaltspunkte gegeben, dass sie in das Waffengeschäft eingebunden war.
Der illegale Handel mit scharfen Waffen verlagert sich nach Einschätzung der Ermittler zunehmend ins Internet. Die Täter glaubten, dort im Darknet anonym tätig sein zu können, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, Günter Wittig. «Der Erfolg am heutigen Tag zeigt jedoch, dass es nicht so ist.»
4350 Euro für Waffe gezahlt
Der Amokläufer von München hat den Angaben zufolge für die Schusswaffe und Munition insgesamt 4350 Euro gezahlt. Dies sei aus den Ermittlungen gegen den Mann hervorgegangen, der am Dienstag in Marburg gefasst worden war. Mit der Waffe hatte der 18-Jährige im Juli neun Menschen erschossen und sich selbst getötet.
Der Amokschütze hätte nach den tödlichen Schüssen an einem Einkaufszentrum weitere Menschen umbringen können. «Aber offensichtlich wollte er niemanden mehr töten», sagte ein Sprecher des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) am Mittwoch.
Den Ermittlungen zufolge war der 18-Jährige am Tatabend unter anderem in ein Wohnhaus gegangen und hatte dort im Treppenhaus mehrere Bewohner getroffen. «Es hätte mehr Opfer geben können», sagte der Sprecher. Der Schütze habe seine Waffe zu dem Zeitpunkt jedoch nicht mehr in der Hand gehabt.