Bei der Badminton Swiss Open in der Basler St. Jakobshalle sind am zweiten Wettkampftag alle Schweizer Teilnehmer ausgeschieden. Auch für Jeanine Cicognini war die erste Runde erwartungsgemäss Endstation. Gegen die als Nummer vier gesetzte Chinesin Yanjiao Jiang verlor sie klar in zwei Sätzen mit 8:21 und 14:21, gibt ihren Traum von Olympia aber weiter nicht auf.
Vier Jahre lang hat Jeanine Cicognini hauptsächlich dafür trainiert, im Sommer in London bei den Olympischen Spielen starten zu können. «Wenn es nicht klappt, wäre das die grösste Enttäuschung meiner Karriere», sagt die 25-Jährige und weiss, dass dieser mögliche Tiefschlag immer näher rückt. Denn viele Chancen hat sie nicht mehr, sich noch zu qualifizieren.
Genau gesagt sind es nur noch zwei: Nach ihrer Startrundenniederlage an den Badminton Swiss Open in Basel muss Cicognini im April entweder bei der Europameisterschaft in Schweden die Viertelfinals erreichen oder beim Superseries-Turnier India Open die erste Runde überstehen. «Die Luft wird immer dünner.»
Realistischer ist für Cicognini dabei der EM-Viertelfinal, da ihr in Indien das gleiche Schicksal wie in Basel droht, nämlich schon früh auf eine der topgesetzten Chinesinnen zu treffen, die nur ganz wenige Europäerinnen an ihren besten Tagen bezwingen können. Und auch wenn sich die Schweizerin so gut und fit fühlt wie noch nie («Ich spiele meine beste Saison.»), war sie sich schon im Vorfeld ihres Spiels in Basel darüber klar, dass sie eigentlich nur als Siegerin vom Platz gehen kann, wenn sich ihre Gegnerin verletzt. «Ich wusste, dass es sauhart wird.»
Ein steifer Arm
Der erste Satz war dann auch eine eindeutige Angelegenheit für Jiang, weil Cicognini zu viele vermeidbare Fehler unterliefen und die Ballwechsel dementsprechend kurz ausfielen. «Ich wollte es zu perfekt machen und mein Arm war ganz steif», analysierte sie den für sie «sehr enttäuschenden» ersten Satz. Im zweiten Satz lief es für die mehrfache Schweizer Meisterin deutlich besser, sie lag bis zum 9:8 sogar mehrfach in Führung. «Ich war von meinem Gefühl her richtig gut, aber in den entscheidenden Momenten konnte sie das Niveau immer noch steigern.» Deswegen ging letztlich auch dieser Satz mit 21:14 noch relativ deutlich an die Chinesin.
Für Cicognini folgt jetzt eine längere Trainingsphase, in der sie im Leistungszentrum in Belp mit ihrem persönlichen Trainer, dem ehemaligen deutschen und schwedischen Nationalcoach Asger Madsen, und ihrem Fitnesstrainer an der Form für die Europameisterschaft feilen wird.
Derzeit ist sie die Nummer 43 in der Welt. Vor vier Jahren hat ihr eine schlechtere Platzierung (unter den ersten 60) bereits zur Qualifikation für Olympia in Peking gereicht, doch Swiss Olympic hat die Anforderungen erhöht, verlangt jetzt auch die bereits erwähnten Erfolge bei Turnieren. «Das ist sicher sehr hart», sagt Cicognini, «aber das gilt ja für alle Sportler.»
Vor dem Leben nach dem Badminton
Mit 16 Jahren wurde sie zum ersten Mal Schweizer Meisterin bei den Erwachsenen, verliess danach ihr Elternhaus im Wallis und zog nach Dänemark, um sich zusammen mit Spielern der führenden europäischen Badminton-Nation weiter entwickeln zu können. Nach drei Jahren zog sie nach Saarbrücken und lebte am Olympiastützpunkt als Profi.
«In meinem Leben gab es eigentlich immer nur Badminton», sagt Cicognini, «aber nach London muss ich mir Gedanken über meine Zukunft machen.» Unabhängig davon, ob sie die Fahrkarte nach London noch löst oder nicht, will sie nach den Olympischen Spielen eine Ausbildung machen, am liebsten in Deutschland, wo sie sich sehr heimisch fühlt und wo sie in dieser Saison beim Bundesligisten 1. BV Mülheim unter Vertrag steht.
London würde Cicognini mehr geniessen
Im Jahr 2008 in Peking hatte sie an den Olympischen Spielen die erste Runde überstanden, in der zweiten hat sie es dann «voll vergeigt» (Cicognini). Nicht nur deshalb hofft sie auf eine zweite Chance. «Vor lauter Anspannung konnte ich damals gar nicht richtig geniessen, was ich geschafft habe.»
Dieses Mal, da ist sie sich sicher, würde sie es mehr wertschätzen und auch geniessen, wenn sie die Schweiz doch noch in London vertreten darf. Erst recht bei den Hürden, die sie dafür noch zu überwinden hat.
Badminton Swiss Open
Basel, St. Jakobshalle (Preisgeld: 125’000 Dollar)
Männer, 1. Runde: Wisno Haryu Putro (It) s. Christian Bösiger (Sz) 10:21, 21:15, 21:17. Takuma Ueda(Jap) s. Anthony Dumartheray (Sz) 21:15, 21:17.
Frauen, 1. Runde: Yanjiao Jiang (China/4) s. Jeanine Cicognini (Sz) 21:8, 21:14.
Frauen-Doppel, 1. Runde: Hui Ern Ng/Hui Lin Ng (Malaysia) s. Marion Gruber/Sanya Herzig (Sz) 21:11, 21:12.
Mixed, 1. Runde. Anders Kristiansen/Line Damkjär Kruse (Dä) s. Anthony Dumartheray/Sabrina Jaquet (Sz) 21:10, 21:9. Mads Pieler Kolding/Julie Houmann (Dä) s. Oliver Schaller/Océane Varrin (Sz) 21:12, 21:6.
Das Turnier dauert bis Sonntag; am Donnerstag freier Eintritt in der St. Jakobshalle