Neuer Führer, alte Linie: Nordkorea wird auch nach dem Tod des Machthabers Kim Jong Il am bisherigen Kurs gegenüber dem Süden festhalten. Zudem wurde der Sohn und Erbe Kim Jong Un erstmals als „Grosser Führer“ bezeichnet.
In einer Erklärung der Nationalen Verteidigungskommission hiess es am Freitag: „Die törichten Politiker in der Welt, einschliesslich der Marionettengruppe in Südkorea, sollten keine Veränderung von der Volksrepublik erwarten.“ Mit der Regierung des südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak werde Pjöngjang niemals in Beziehung treten, wurde die Kommission von den Staatsmedien zitiert.
Die Erklärung des mächtigsten Entscheidungsgremiums Nordkoreas kam einen Tag nach dem Ende der offiziellen Trauerzeit für den langjährigen Alleinherrscher Kim Jong Il. Dieser war vor knapp zwei Wochen im Alter von 69 Jahren gestorben.
Bei einer Gedenkfeier mit Zehntausenden Menschen auf einem Platz in Pjöngjang hatte das Regime am Donnerstag Kims jüngsten Sohn Kim Jong Un zum obersten Führer der Partei, des Militärs und des Volkes erklärt.
In den Fussstapfen von Vater und Grossvater
Zum ersten Mal bezeichnete das Regime den knapp 30-jährigen Sohn am Freitag auch als „Grossen Führer“ – eine Bezeichnung, die vor allem seinem Grossvater und früheren Staatschef Kim Il Sung vorbehalten war. Von seinen Vorgängern übernahm Kim Jong Un auch den Personenkult.
Der Machtwechsel war im Ausland mit der Hoffnung auf eine Öffnung und Reformen verbunden. Mehrmals hatte Nordkorea während der 13-tägigen Staatstrauer für Kim Jong Il jedoch erklärt, an seiner „Militär-Zuerst“-Politik festzuhalten.
Die Verteidigungskommission stiess zudem unbestimmte Drohungen gegen die Regierung in Seoul aus, die wie üblich als „Verrätergruppe“ bezeichnet wurde. Südkoreas Regierung wurden wegen ihres Verhaltens im Zusammenhang mit den Beisetzungsfeierlichkeiten „unverzeihliche Sünden“ vorgeworfen.
Nordkorea werde Seoul dafür zahlen lassen. Pjöngjang hatte Seoul dafür kritisiert, private Kondolenzbesuche in Nordkorea bis auf zwei Ausnahmen zu verbieten.
Trotz der scharfen Rhetorik liess die Verteidigungskommission die Tür für einen künftigen Dialog offen. „Die Armee und die Bevölkerung werden den Weg zur Verbesserung der Nord-Süd-Beziehungen weitergehen und Frieden und Wohlstand erreichen“, hiess es.