Allen internationalen Warnungen zum Trotz hat Nordkorea zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Raketenstart unternommen. Die Rakete habe erfolgreich einen Wettersatelliten ins Weltall gebracht, meldete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA.
Die Rakete sei von einer Rampe an der Westküste Nordkoreas aus gestartet. Zuvor hatten südkoreanische und japanische Regierungsvertreter bestätigt, dass Nordkorea eine Rakete abgefeuert habe.
Scharfe Kritik
Japan äusserte umgehend scharfe Kritik am Vorgehen Nordkoreas. Der Raketenstart sei unerlaubt, sagte Regierungssprecher Osamu Fujimura. Zudem seien bei dem Test im Westen der koreanischen Halbinsel sowie im Osten der Philippinen Trümmer niedergegangen.
Die japanische Regierung hatte im Vorfeld die Armee in Alarmbereitschaft versetzt für den Fall, dass die Rakete oder Trümmerteile japanisches Gebiet bedrohen. Eine Abfangrakete sei jedoch nicht abgefeuert worden.
Südkoreas Präsident Lee Myung Bak berief kurz nach dem Raketenstart im Nachbarland den nationalen Sicherheitsrat ein, wie ein Sprecher in Seoul mitteilte. Auch Japan hielt eine Sitzung des nationale Sicherheitsrat ab.
«Provokativer Akt»
Die USA verurteilten den Start der Rakete als «hoch provokativen Akt». Der Einsatz der Raketentechnologie durch das kommunistische Land bedrohe die regionale Sicherheit und sei ein direkter Verstoss gegen geltende UNO-Resolutionen.
Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich besorgt über mögliche Konsequenzen für Frieden und Stabilität in der Region, wie sein Sprecher sagte. UNO-Resolutionen untersagen Nordkorea die Nutzung von Waffentechnologie in der Raumfahrt.
Am Mittwoch will sich auf Antrag Japans und der USA deshalb der UNO-Sicherheitsrat mit dem Thema befassen. Die EU-Aussenminister hatten einen möglichen Start bereits am Montag als «provokativen Akt» bezeichnet.
Überraschender Test
Das Regime in Pjöngjang hatte den Start eines Satelliten angekündigt. Der Abschuss der Rakete kam für viele Beobachter dennoch überraschend, da Nordkorea das Startfenster erst am Montag um eine Woche bis zum 29. Dezember verlängert hatte. Deshalb war über technische Probleme spekuliert worden.
Pjöngjang betont immer wieder den friedlichen Charakter des Raketenprogramms. Japan, die USA und Südkorea werfen Nordkorea jedoch vor, nach Langstreckenraketen zu streben, die Atomsprengköpfe transportieren und die USA treffen können.
Der jüngste Raketenstart war der zweite Versuch eines solchen Tests seit der Amtsübernahme von Kim Jong Un, der nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il vor knapp einem Jahr Präsident wurde. Zuletzt war im April ein ähnlicher Versuch fehlgeschlagen. Das Geschoss brach damals kurz nach dem Start auseinander.