Einen überraschenden Fund meldet die berühmte Herzog August Bibliothek (HAB) im deutschen Wolfenbüttel – dort wurden bislang unentdeckte handschriftliche Notizen des Reformators Martin Luther entdeckt.
Der Heidelberger Theologieprofessor Ulrich Bubenheimer habe die Bemerkungen des Reformators (1483-1546) am Rand einer Chronik und einer lateinischen Dichtung gefunden, teilte die HAB am Montag mit. Sie zählten zu den ältesten erhaltenen handschriftlichen Zeugnissen des Theologen. Luthers Handschrift sei aus zahlreichen Schriften bekannt, deshalb bestehe kein Zweifel.
Beide Druckwerke sind gemeinsam in einem Sammelband der Bibliothek eingebunden. «Das ist schon eine kleine Sensation», sagte Direktor Helwig Schmidt-Glintzer am Montag.
Insgesamt seien es ein Dutzend Anmerkungen des noch jungen Luther aus seiner Studienzeit in Erfurt. Unter anderem habe Luther seltene lateinische Worte aus einem Text aufgegriffen und am Rande erklärt, zum Beispiel das Wort fides (Glaube). An einer anderen Stelle habe Luther die Lebensdaten von Elisabeth von Thüringen eingetragen, einer Heiligen aus seiner Heimat.
Die neuen Funde bieten eine Möglichkeit, Luthers humanistische Bildung und theologische Entwicklung nachzuverfolgen. In dem Wolfenbütteler Sammelband wurden mehrere Druckschriften eingebunden, die einst zur Bibliothek des humanistischen Erfurter Lehrers Johannes Lang (1487-1548) gehörten. Wie Luther gehörte er dem Erfurter Kloster der Augustinereremiten an.