Der neue «Club de Bâle» vereint alle schlechten Basler Eigenschaften an einem Ort.
Es ist nicht Neid. Das wäre viel zu einfach. Wer Geld hat, der mag Leute, die schon Geld haben. Das ist ganz normal. Und dass man den Pöbel nicht dabei haben möchte, wenn man in gediegener Atmosphäre bei einem «Gelee vom Taschenkrebs» die neuesten Akquisitionen bespricht, das leuchtet ebenfalls ein. Darum kostet das Taschenkrebs-Gelee im «Cheval Blanc» ja auch 65 Franken (immerhin garniert mit «Vichyssoise» und etwas «Osietra Kaviar»).
Ein Businessclub ist da nur konsequent weitergedacht. Selbst in den teuersten Restaurants der Stadt ist nicht auszuschliessen, dass einem auch gewöhnliche Menschen (heisst: ohne Krebs-Gelee) dann und wann über die Schulter schauen könnten. Darum: Ein Verein muss her. So wie in Zürich am besten, wo der «Club zum Rennweg» die Business-Elite unter 50 vereint. Gegründet wurde der Club von Banker und SVP-Nachwuchskraft Thomas Matter und Imperiumserbe und Ex-Denner-Chef Philippe Gaydoul. Ziel ist der «informelle Gedankenaustausch zur Meinungsbildung und Orientierung» – und das bitte diskret und exklusiv. Die Eintrittsgebühr kostet 4000 Franken, der Jahresbeitrag 12’000 Franken, die Mitgliederliste ist geheim, die Warteliste ewig lang. An die Öffentlichkeit dringen höchstens die Namen jener, die es nicht in den Club geschafft haben. So soll sich beispielsweise Carl Hirschmann vergeblich um eine Aufnahme im «Club zum Rennweg» bemüht haben
Die halbe Stadt redet darüber
In Basel läuft das etwas anders (mit Ausnahme des Geldes). Zuerst redet die halbe Stadt über einen Club, den es noch gar nicht gibt. Dann wird eine offizielle Pressemitteilung verschickt (man will es mit der Diskretion auch nicht übertreiben) und schliesslich sind sich die Initianten auch nicht zu schade, für den Fotografen der BaZ zu posieren.
Dabei offenbaren die Club-Gründer genau jene Basler Eigenschaften, die in der restlichen Schweiz oft mit einer hochgezogener Augenbraue quittiert werden. Die tausendmal gehörte Formel «Me gyt – aber me sait nyt» ist zur Schutzbehauptung der Adabeis und Lokalchauvinisten geworden.
Alles muss gesagt werden
«Me sait nyt?» Aber im Gegenteil. Viel muss gesagt werden und in jedem Satz muss mindestens einmal das Wort «Basel» vorkommen. Die gleichen Baslerinnen und Basler, die dereinst im ehemaligen Café Spillmann edel dinieren werden (ein Spitzenkoch wird noch gesucht, Taschenkrebs wird wohl drinliegen) sind durchs Jahr an all den ganz speziellen und so ganz speziellen Basler Veranstaltungen anzutreffen (Tattoo, Ehrenspalebärglemer, Bebbi-Jazz – you name it), wo sie sich dann gegenseitig auf die Schulter klopfen und sich zum grossen, grossen Engagement für die Heimatstadt «für unser Basel!» rühmen.
Weil man ja so anders ist und so speziell. Mit dem «feinen Basler Humor», der Liebe zum FCB und zur Fasnacht (gibt es einen von denen, die den FCB und die Fasnacht nicht «innig» lieben täten?) und natürlich mit dem Wissen, nicht nur etwas anders zu sein. Sondern vor allem etwas besser. Besser als die «arroganten Zürcher». Wie sagt es Daniela Spillmann so schön: «Ein blasierter Club hätte in Basel sowieso keine Chance.»
Also: Es ist nicht Neid. Sollen die ihren Club an bester Lage haben. Es ist die permanente Selbstüberschätzung der eigenen Stadt und ihrer Besonderheit, die einem manchmal ziemlich auf die Nerven gehen kann.