Der Pharmakonzern Novartis hat möglicherweise ein Nachfolgeprodukt für seinen wichtigen Umsatzträger Diovan gefunden. Ein neues Herzmedikament soll dem Konzern schon bald einen Milliarden-Umsatz bescheren.
Spätklinische Studien hätten gezeigt, dass Patienten mit chronischer Herzschwäche bei der Behandlung mit dem Novartis-Medikament LCZ696 länger ohne Spital-Behandlung leben können als bei einer konventionellen Behandlung, teilte der Basler Konzern am Montag mit.
Die Tests seien auf Empfehlung einer unabhängigen Expertenkommission vorzeitig abgeschlossen worden. Novartis wolle nun mit den zuständigen Behörden Gespräche über eine Zulassung aufnehmen.
Mit LCZ696 kann Novartis möglicherweise die Lücke schliessen, die der Blutdrucksenker Diovan hinterlassen hatte. Das Medikament, das Novartis 2011 noch einen Umsatz von fast 6 Milliarden Dollar einbrachte, verlor in der Zwischenzeit den Patentschutz und leidet unter der Konkurrenz durch Nachahmerprodukte. Den möglichen Umsatz mit dem neuen Medikament schätzten Analysten auf 3 bis 5 Milliarden Dollar.
Vontobel-Analyst Andrew Weiss rechnet damit, dass das Medikament Ende 2015 auf den Markt kommt. Ein Mittel eines anderen Herstellers mit ähnlicher Wirkung sei seines Wissens kurzfristig nicht in Sicht, sagte Bernstein-Analyst Tim Anderson.
An der Börse stieg der Kurs der Novartis-Aktien um 3,5 Prozent auf 75 Franken. Der Gesamtmarkt gemessen am SMI legte derweil um knapp ein Prozent zu.
An chronischer Herzschwäche, die sich im Gegensatz zu etwa einem Herzinfarkt schleichend entwickelt, leiden nach Novartis-Angaben allein in Europa und den USA mehr als 20 Millionen Menschen. LCZ696 muss zwei Mal täglich als Pille eingenommen werden. Die Testergebnisse sollen demnächst auf einer internationalen Konferenz vorgestellt werden.
In der vergangenen Woche hatte Novartis einen Rückschlag bei dem Herzmedikament Serelaxin erlitten. Ein Expertenausschuss der US-Arzneimittelbehörde FDA sprach sich gegen die Zulassung aus, da die Wirksamkeit des Medikaments nicht erwiesen sei.