Wochenendlich in Alicante

Sonne, See, und Semana Santa – Alicante gewinnt uns um die Osterzeit. Weil einiges kann, aber eigentlich gar nichts muss.

Alicante (Bild: Florian Raz)

Eigentlich ist Alicante keine Reise wert. Eigentlich. Aber genau darin liegt der Reiz dieser Stadt an der Costa Blanca in der Zeit, bevor die Sommersaison begonnen hat. Hier kann einiges – aber es muss eigentlich gar nichts. Das ist befreiend.
Anstatt die Osterzeit auf der Suche nach dem Dolcefarniente im Stau vor dem Gotthard zu verbringen, fliegen wir Alicante dank Easyjet direkt ab Basel an. Am spanischen Mittelmeer ist nicht nur das gute Wetter praktisch garantiert. Es hat auch die eigentliche Ferienzeit noch gar nicht begonnen. So sind die Hotelpreise auf attraktivem Niveau. Und die Stadt dämmert friedlich vor sich hin.

Da ist das kleine historische Zentrum, das sich vom Meer hochzieht bis in steile Gassen, die selbst für spanische Autofahrkünste zu eng sind. Und damit herrlich ruhig. Wer es lebhafter mag, bummelt in der Fläche durch das Einkaufsviertel mit seinen Bars. Oder er schlendert auf der Palmenallee mit ihrem aus 6,6 Millionen Steinchen gefertigten Mosaik dem Meer entlang. In der Linken ein Helado, in der rechten die Liebste – oder umgekehrt.

Ein Nullpunkt im Rathaus und eine Cerveceria für alle Sinne

Wer nicht ganz ohne Sehenswürdigkeiten auskommen mag, steigt hoch über die Stadt, wo das Castillo de Santa Barbara thront, eine der grössten Wehranlagen Europas. Und unten steht das barocke Rathaus, das eine einzigartige Treppenstufe besitzt. Hier markiert eine Plakette die «cota cero», Spaniens Normalhöhennull, nach der im Land die Höhen über Meer ausgerechnet werden, weil nirgends an den spanischen Küsten der Unterschied zwischen Ebbe und Flut so gering ist wie in Alicante.

Eine echte Perle versteckt sich an der Carrer Girona, einer eher schmucklosen Strasse des Geschäftsviertels. Die Cerveceria Sento ist nicht viel grösser als ein Basler Tramhäuschen, aber sie bedient alle Sinne. Keine Angst, selbst wenn der Raum von aussen gestossen voll scheint, ist meist noch irgendwo ein Stehplatz zu finden.

Hier gibt es Montaditos, Pinchos, Tapas – direkt hinter dem Tresen von zwei wirbelnden Köchen zubereitet. Bestellt werden kann auch mit rudimentärstem Spanisch und Zeigefinger, während rundum die Einheimischen ihre Mittagspause verpalavern. Eine eigene kleine Welt, die alleine die Reise lohnt.

Und schliesslich findet in der Woche vor Ostern die Semana Santa statt. Aber anders als in Sevilla oder Granada können die Prozessionen hier ohne riesige Menschenaufläufe und klaustrophobische Zustände verfolgt werden. Von den Zuschauermassen her ist es eine Art «Semana Santa light», ohne dass es deswegen weniger eindrücklich wäre, wenn am Ende der Prozession die Heilige Jungfrau an den Zuschauern vorbei getragen wird. Ein Moment, der selbst hartgesottene Atheisten ergreift, bevor sie das Ferienende wieder zurück an ihren profanen Arbeitsplatz spült.

  • Anbeissen: Montaditos, Pinchos, Tapas – alles dabei in der Cerveceria Sento, die trotz bester Benotungen auf Tripadvisor noch immer praktisch nur von Einheimischen frequentiert wird.
  • Anschauen: Die «Pasos» der Semana Santa mit ihren Szenen aus Jesu’ Passion oder mit einer Statue der Jungfrau Maria. In den Hotels sind Prospekte erhältlich, auf denen der Zeitplan für die Prozessionen der einzelnen Bruderschaften eingetragen ist.
  • Ausschlafen: In der Vorsommer-Saison sind die Hotelpreise auf attraktivem Niveau. Da darf man sich ruhig auch mal ein Fünfsternehotel wie das Hospes Amerigo leisten, das mit freundlichstem Service punktet.

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