Die AHV ist 2014 beim Umlageergebnis in die roten Zahlen gerutscht. Die Sozialversicherung hat 320 Millionen Franken mehr ausgegeben, als sie an Beiträgen eingenommen hat. Nur das gute Anlageergebnis verhinderte einen Verlust.
Der AHV fehlte im vergangenen Jahr Geld: Die Sozialversicherung hat 320 Millionen Franken mehr ausgegeben, als sie an Beiträgen eingenommen hat. Nur das gute Anlageergebnis verhinderte einen Verlust.
Nach Angaben des Ausgleichsfonds AHV/IV/EO beliefen sich die Vermögenserträge 2014 auf 1,752 Milliarden Franken, fast dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Hinzu kommen die vom Bund bezahlten Zinsen auf den Schulden der IV von 275 Millionen Franken. Dank dieser Einnahmen schloss die AHV mit einem positiven Betriebsergebnis von 1,707 Milliarden Franken.
Trotz einer vorsichtigen Anlagestrategie sei 2014 ein sehr gutes Jahr gewesen, sagte Ausgleichsfonds-Präsident Marco Netzer der Nachrichtenagentur sda. Es mache auch Sinn, wenn mit den Erträgen das Ergebnis unterstützt werden könne. «Aber wir sind nicht der dritte Beitragszahler», betonte Netzer.
Zu rund drei Vierteln stammen die AHV-Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, ein Viertel steuert die öffentliche Hand bei. Darin enthalten sind die Beiträge von Bund und Kantonen, das Mehrwertsteuerprozent und die Spielbankenabgabe.
2014 kamen so insgesamt 40,546 Milliarden Franken zusammen. Das genügte aber nicht ganz, um die Ausgaben – fast ausschliesslich für Renten – von 40,866 Milliarden Franken zu decken. So kam beim Umlageergebnis letztes Jahr ein Minus von 320 Millionen Franken zu Stande.
Früher als erwartet
Ein Defizit sei aufgrund der demografischen Entwicklung erwartet worden, sagte Werner Gredig, Vizedirektor des Bundesamts für Sozialversicherungen, der sda. Für 2014 habe man noch mit einem ausgeglichenen Ergebnis gerechnet.
Nun aber hätten weniger Mehrwertsteuer-Einnahmen als budgetiert und tiefere Lohnbeiträge bereits 2014 zu einem negativen Umlageergebnis geführt. Eine Überraschung ist das nicht: Wäre es nicht letztes Jahr dazu gekommen, dann dieses Jahr, sagte Gredig.
Es ist nicht das erste Mal, dass die AHV in die roten Zahlen rutscht. Schon in der 1970er- und 1980er-Jahren seien die Beiträge konjunkturell bedingt zurückgegangen, sagte der BSV-Vizedirektor. Ab Mitte der 1990er-Jahre habe sich der demografische Effekt bemerkbar gemacht.
Gemäss Sozialversicherungsstatistik wies die AHV 1998 beim Umlageergebnis einen Verlust von 2,357 Milliarden Franken aus. Nur mit dem ab 1999 erhobenen «Demografieprozent» der Mehrwertsteuer konnte die Rechnung stabilisiert werden. In der Folge wies die AHV 14 Jahre lang ein positives Umlageergebnis aus – bis letztes Jahr.
Reformen aufgegleist
Nun machen Demografie und die höhere Lebenserwartung eine umfassende Reform der Altersvorsorge nötig. Sonst droht der AHV bis 2030 eine Finanzierungslücke von über 8 Milliarden Franken. Der Bundesrat schlägt unter anderem vor, das Rentenalter für Frauen auf 65 Jahre anzuheben, zudem soll die Mehrwertsteuer schrittweise um bis zu 1,5 Prozentpunkte erhöht werden.
Der Reformbedarf ist unbestritten, nicht aber die Vorschläge des Bundesrats. Wirtschaftskreise möchte das Rentenalter anheben. Gewerkschaften wehren sich gegen ein höheres Frauenrentenalter, mit einer Initiative wollen sie höhere AHV-Renten durchsetzen. Das Reformpaket, das auch die 2. Säule einschliesst, wird derzeit von der Kommissionen für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerats beraten.
Der Ausgleichsfonds hat am Donnerstag auch die Ergebnisse von Invalidenversicherung (IV) und Erwerbsersatzordnung (EO) bekannt gegeben. Die IV weist ein positives Umlageergebnis von 684 Millionen Franken aus, hinzu kommt ein Anlageergebnis von 238 Millionen Franken. Damit konnte die Schuld der IV gegenüber der AHV weiter abgebaut werden. Diese beläuft sich nun noch auf gut 12,8 Milliarden Franken. Die EO schloss 2014 mit einem Plus von 170 Millionen Franken.