Nur jede fünfte Schweizer Privatbank wächst und verdient noch ordentlich Geld. Von den übrigen tun sich viele schwer, sich an den neuen Gegebenheiten auszurichten. Für die Branche als Ganzes malt das Beratungsunternehmen KPMG jedenfalls ein schlechtes Bild.
Die von Schweizer Privatbanken verwalteten Vermögen sind 2014 zwar um über 7 Prozent gestiegen. Dies ist aber hauptsächlich auf die Wertentwicklung vieler Anlageklassen und die Erstarkung des Dollars zurückzuführen. Neue Kundengelder konnte die Branche dagegen nur wenig anziehen – mit ihnen alleine wären die verwalteten Vermögen gerade einmal um ein halbes Prozent gewachsen.
Die Auswertung der Geschäftszahlen von 91 Privatbanken durch das Beratungsunternehmen KPMG und die Universität St. Gallen zeigt aber auch, dass die Branche als Ganzes nur noch wenig Geld verdient. So bewegte sich die mittlere Eigenkapitalrendite bei 3,5 Prozent, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Studie hervorgeht.
Die Rentabilität der Banken, die sich auf die Vermögensverwaltung für Reiche spezialisiert haben, liegt damit zwar etwas höher als noch im Jahr davor. Damals belasteten aber Rückstellungen im Zusammenhang mit dem US-Steuerstreit die Ergebnisse erheblich. 2014 fiel dieser Sondereffekt weg – und dennoch ist die Eigenkapitalrendite nicht erheblich gestiegen.
Zum Vergleich: Vor den Finanzkrise, also im Jahr 2007, verzeichnete KPMG für die Privatbanken noch eine durchschnittliche Rendite von über 13 Prozent. Offensichtlich kommen die Finanzinstitute, die mit ihren gepflegten Empfangsräumen das Bild des Bankenplatz Schweiz geprägt haben, mit den Veränderungen der letzten Jahre nicht klar.
Kosten nicht im Griff
Vielen Banken sind angesichts der neuen regulatorischer Anforderungen die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Verstärkt hat sich der Druck, weil der Abfluss von Kundengelder und die Frankenstärke auch das Volumen der Kundengelder und damit die Ertragsbasis geschmälert hat.
Alles in allem rechnen die Experten von KPMG damit, dass rund 30 der heute insgesamt 130 Privatbanken in den nächsten Jahren verschwinden werden. Und obwohl nicht wenige Institute kein oder nicht mehr viel Geld abwerfen, tun sich ihre Eigentümer offensichtlich schwer damit, die strategischen Weichen für die Zukunft zu stellen.
Dass ein entschlossenes Vorgehen durchaus auch den Geschäftserfolg zurückbringen können, zeigen jene knapp 20 Prozent der Banken, welche KPMG als «Strong Performer» bezeichnet. Diese wachsen anders als der Rest der Branche dank erfolgreicher Neugeldakquisition und Übernahmen. Sie haben gemessen an den verwalteten Vermögen tiefere Kosten und weisen auch eine Eigenkapitalrendite aus, welche die Eigentümer zufriedenstellen dürfte.
Tendenziell handelt es sich dabei zwar um die grösseren Institute, die namentlich bei den Kosten von Skaleneffekten profitieren können – unter den erfolgreich agierenden Privatbanken habe es aber durchaus auch kleine Player dabei, wie Christoph Hintermann von KPMG am Dienstag an einer Medienkonferenz ausführte.
Markt verlassen oder Geschäftsmodell anpassen
Gute Chancen sieht der in der Beratung von Finanzinstituten tätige Experte aber auch für jene Gruppe von Privatbanken, welche sich der Frage nach einer Neuausrichtung gestellt hat und deren Resultate bereits wieder langsam nach oben zeigen. Dies ist bei etwa einem Viertel der Schweizer Privatbanken der Fall.
Weniger gute Aussichten stellt Hintermann dagegen jenen Instituten aus, deren Rendite weiterhin am Sinken ist (34 Prozent) oder die den Gewinnschwund erst stabilisieren konnten (21 Prozent). «Sie müssen eine klare Entscheidung treffen: Entweder sie verlassen den Markt oder sie passen das Geschäftsmodell umfassend an, sodass sie ihr Geschäft wieder profitabel und nachhaltig betreiben können», sagte Hintermann.