US-Präsident Barack Obama empfängt am Mittwoch den Dalai Lama im Weissen Haus. Mit dem Treffen, welches das Präsidentenamt in Washington am Dienstagabend kurzfristig ankündigte, nimmt Obama diplomatische Verstimmungen im Verhältnis zu China in Kauf.
Die Volksrepublik betrachtet Begegnungen des geistlichen Oberhaupts der Tibeter mit ausländischen Politikern als «Einmischung in die inneren Angelegenheiten», wogegen sie regelmässig Protest einlegt.
Das Weisse Haus gab nicht viele Details zu der geplanten Begegnung bekannt. Das Treffen solle nicht in Obamas Büro, dem Oval Office, sondern im «Kartensaal» des Weissen Hauses stattfinden, hiess es. Beginnen solle es um 16.15 Uhr (MESZ). Die Presse soll ausgeschlossen bleiben.
Obama und der Dalai Lama waren sich bereits mehrfach begegnet. Anfang 2014 hatte ein Treffen in Washington stattgefunden, wobei das Weisse Haus betont hatte, Obama empfange den Dalai Lama in seiner Eigenschaft als «international respektierter spiritueller und kultureller Führer». Anfang 2015 hatte Obama in Washington im Beisein des Dalai Lama eine Rede gehalten, in der er den Tibeter als einen «Freund» bezeichnete.
Politische Rolle aufgegeben
Der Dalai Lama lebt seit einem gescheiterten Volksaufstand in Tibet 1959 im indischen Exil. China kontrolliert Tibet seit den 50er Jahren. Die Tibeter klagen über religiöse Unterdrückung und angesichts des zunehmenden Zuzugs von Han-Chinesen über soziale Marginalisierung in ihrer Heimat.
Seine politische Rolle hat der Dalai Lama inzwischen offiziell aufgegeben. Er strebt nicht die Unabhängigkeit Tibets an, aber grössere Autonomie. Peking unterstellt dem Dalai Lama aber, Tibet von China abspalten zu wollen.