US-Präsident Barack Obama hat eine lückenlose Aufklärung des Todes eines afroamerikanischen Teenagers gefordert, der von einem Mitglied einer Bürgerwehr erschossen wurde. Der Tod des 17-Jährigen führte zu Massenprotesten in Florida.
Die Behörden der USA, des US-Bundesstaats Florida und der Stadt Sanford müssten zusammenarbeiten um zu klären, was zu der „Tragödie“ geführt habe, sagte Obama am Freitag.
Mit Blick auf die wieder aufgeflammte Debatte um unterschwelligen Rassismus in Teilen der US-Gesellschaft, forderte Obama, dass sich die USA einer „Gewissensprüfung“ unterziehen müssten.
„Wenn ich einen Sohn hätte, würde er aussehen wie Trayvon“, sagte Obama. Er könne nachempfinden, was dessen Eltern nun durchmachten. „Wenn ich an diesen Jungen denke, denke ich an meine eigenen Kinder“, ergänzte der US-Präsident, der Vater von zwei Töchtern ist.
Trayvon Martin war Ende Februar von einem 28-Jährigen erschossen worden, der in der Nachbarschaft auf private Patrouille gegangen war. Der 17-Jährige war unbewaffnet und befand sich auf dem Rückweg von einem kleinen Einkauf zur Wohnung der Freundin seines Vaters.
Der weisse Schütze erklärte, aus Notwehr gehandelt zu haben. Die Polizei schenkte seinen Angaben Glauben und nahm ihn nicht fest. Basis dazu ist das „Stand Your Ground“-Gesetz (Weiche nicht zurück), das den Menschen in Florida ein besonders weitgehendes Recht auf Selbstverteidigung einräumt.
Ermittlungen nach Protesten
Erst angesichts wachsender Empörung wurden die Behörden aktiv. Das US-Justizministerium erklärte, dass ihre für rassistische Verbrechen zuständigen Bürgerrechtsexperten eine „sorgfältige und unabhängige Prüfung der Beweise“ vornehmen würden.
Auch die Bundespolizei FBI hat Ermittlungen aufgenommen. Im Internet unterzeichneten bereits mehr als eine Million Menschen eine Petition, die eine Strafverfolgung des Schützen fordert.
Tausende Menschen forderten am Donnerstagabend in Sanford eine Bestrafung des Täters. Nach Angaben der Polizei versammelten sich bis zu 20’000 Menschen in einem Park der Stadt zu einer friedlichen Kundgebung.
Die Familie des Schützen wies die Vorwürfe eines rassistischen Mordes zurück. Der 28-Jährige habe hispanische Wurzeln und viele afroamerikanische Freunde und Familienmitglieder. „Er wäre der letzte, der jemanden wegen irgendetwas diskriminiert“, sagte sein Vater.