Es sollte erst kurzfristig bekannt gegeben werden, aber alle wußten bereits Tage vorher, daß Obama nach Kent kommen würde. Tickets waren schon nicht mehr zu haben, als das Büro um 9 Uhr morgens aufmachte, denn viele hatten die Nacht über in Zelten und Schlafsäcken ausgeharrt.
Wenn noch nicht klar sein sollte, wie wichtig Ohio für diese Wahl ist, muß man nur auf den Terminkalender der Kandidaten schauen. Abgesehen davon, daß man weder den Fernseher noch das Radio anschalten kann, ohne mit Wahlkampfwerbung regelrecht überschüttet zu werden, ist mittlerweile fast jede Woche jemand hier.
Vor kurzem kam Obama nach Kent, genauer gesagt zur dortigen Universität. Unsere Tochter, die dort studiert, dachte, sie könne morgens noch nach ihrer ersten Vorlesung ein oder zwei Tickets ergattern. Sie hatte die Rechnung ohne die ganz Hartgesottenen gemacht, die trotz Regen und Kälte bereits seit dem vorherigen Abend vor dem Büro der College Democrats gecampt hatten.
Am nächsten Tag konnte man lesen, Obama habe vor einem gestopft vollen Saal von Dingen gesprochen, die für Studenten wichtig seien, wie etwa die Verfügbarkeit von billigen Studentendarlehen. Romney hatte nämlich vor laufenden Kameras Studenten geraten, sie sollten doch von ihren Eltern Geld borgen, wenn sie ihr Studium nicht finanzieren können, was seitdem von der Gegenseite fleißig ausgeschlachtet wird.
Viele Komilitonen, mit denen unsere Tochter sprach, hätten auch so für Obama gestimmt, sagten ihr aber, es sei etwas Besonderes gewesen, ihn live zu sehen. Man wird sehen, ob sich das im November als Stimmabgabe niederschlagen wird.