Inmitten neuer Spannungen zwischen Japan und seinen Nachbarn ist US-Präsident Barack Obama zum Auftakt einer einwöchigen Asienreise in Tokio eingetroffen. Er traf Ministerpräsident Shinzo Abe am Mittwochabend zu einem privaten Essen in einem Sushi-Restaurant in Tokio.
Der offizielle Besuch beginnt am Donnerstag. Japan erhofft sich dem Vernehmen nach eine Verbesserung der Atmosphäre, nachdem Abes Besuch im umstrittenen Yasukuni-Schrein, wo auch Kriegsverbrecher geehrt werden, auf Kritik in Washington gestossen war.
Kurz vor Obamas Besuch hatten über hundert weitere japanische Politiker dem Schrein die Ehre erwiesen und damit die Empörung in Südkorea und China zusätzlich angefacht.
Auf seiner Asientour, die ihn auch nach Südkorea, Malaysia und auf die Philippinen führt, will der US-Präsident vor allem dem wachsenden Einfluss Chinas begegnen. Japan und Südkorea sind die wichtigsten Alliierten der USA in der Region. Die Spannungen zwischen Tokio und Seoul erschweren Obamas Mission jedoch.
Er hatte erst kürzlich in Den Haag ein Dreier-Treffen mit Abe und der südkoreanischen Staatspräsidentin Park Geun Hye vermittelt. Obama will während seines Besuches erst in Tokio und danach in Seoul darauf aufbauen und für engere Beziehungen sorgen.
Inselstreit ist Thema
Es ist der erste Staatsbesuch eines US-Präsidenten in Japan seit 18 Jahren. Auf Fragen der grössten japanischen Tageszeitung «Yomiuri Shimbun» zum Inselstreit zwischen Tokio und Peking antwortete Obama schriftlich, dass die von Japan verwalteten Inseln im Ostchinesischen Meer unter den Sicherheitsvertrag mit Japan fielen, der die USA zum Schutz Japans verpflichtet. China äusserte daraufhin prompt Kritik an Obamas Äusserungen.
Die Regierung in Tokio wünscht sich, dass Obama den chinesischen Ansprüchen auf die unbewohnte Inselgruppe mit klaren Worten entgegentritt. Obama und Abe dürften sich bei ihren Gesprächen denn auch laut japanischen Medien darauf verständigen, dass man ein gewaltsames Ändern des Status quo in der Region durch China nicht toleriere. Daneben dürften auch die schwierigen Verhandlungen über ein geplantes transpazifisches Freihandelsabkommen auf der Tagesordnung stehen.
Verschobene Reise nachgeholt
Weiteres wichtiges Thema ist die Bedrohung durch Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm. Südkorea befürchtet, dass Nordkorea ausgerechnet während Obamas Besuchs erneut eine Atombombe testet. Staatspräsidentin Park Geun Hye bat ihren chinesischen Amtskollegen Xi Jinping um Unterstützung, um Nordkorea davon abzubringen, wie die Nachrichtenagentur Yonhap am Mittwoch meldete.
Eigentlich wollte Obama schon im vergangenen Herbst nach Asien reisen – seine Absage wegen des Budgetstreits in Washington hatte damals für Irritationen bei den Partnern in Asien gesorgt.