Rosige Aussichten für die Schweizer Wirtschaft: Die hiesige Konjunktur wird nach Einschätzung von Ökonomen 2014 deutlich an Fahrt gewinnen. Am optimistischsten ist die Raiffeisen-Bankengruppe, die ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 2,6 Prozent voraussagt.
Damit liegt Raiffeisen deutlich über den Schätzungen aller anderen wichtigen Konjunkturauguren. Bisher war das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) mit einer Prognose von 2,3 Prozent am optimistischsten.
«Die Schweizer Wirtschaft ist seit geraumer Zeit ein Wachstums-Outperformer», erklärte Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff am Dienstag vor den Medien in Zürich. Die hiesige Wirtschaft habe den Knick von 2009 relativ schnell wettgemacht. Nach einem Plus von 1,0 Prozent im Jahr 2012 dürfte sich heuer das Schweizer BIP auf +1,9 Prozent beschleunigen
Das gute Wachstum sei das Resultat intensiver Aufräumarbeiten und gelöster Hausaufgaben. Die Schweiz habe die Lehren aus der Immobilienkrise der 1990er-Jahre gezogen, die proportional zur Grösse des Landes die gleiche Dimension wie die Immobilienkrise von 2008 für die USA gehabt habe.
Schweiz profitiert vom Ausland
Die Wirtschaft profitiert aber auch von Impulsen aus dem Ausland. Die globale Konjunktur wachse 2014 mit einem Plus von 3,5 Prozent wieder etwas schneller als heuer (2,9 Prozent), sagte Neff. In den USA ziehe das Wachstum an, auch wenn es Fragezeichen hinter der zukünftige Geldpolitik der Notenbank gebe.
Auch die Euro-Zone dürfte sich erholen und mit einem Wachstum von 0,9 Prozent die Rezession hinter sich lassen. Das sei zwar nicht berauschend, aber der Unterschied zwischen einem schwachen Minus und einem schwachen Wachstum werde der Schweizer Exportindustrie Milliardensteigerungen bescheren. Denn 55 Prozent der Schweizer Ausfuhren gehen in die EU. Das Wachstum der hiesigen Exporte dürfte sich von 1,2 auf 3,4 Prozent beschleunigen.
Den grössten Schub sieht Neff bei den Ausrüstungsinvestitionen, die von 0,3 auf 3,0 Prozent hochschiessen dürften. Stark würden auch der private und der staatliche Konsum bleiben (je +1,9 Prozent). An Schwung verlieren dürfte indes die Bauwirtschaft.
Kein Wohnimmobiliencrash in Sicht
Einen Crash bei Wohnimmobilien sieht Neff nicht: «Das würde ich vehement bestreiten.» Zweistellige Preiseinbussen innert zwölf Monaten könnten nur passieren, wenn das Zinsniveau explodiere. «Ich frage mich, woher die Explosion des Zinsniveaus kommen soll», sagte Neff. Bei den Wohnimmobilien sei die Tragbarkeit bis zu einem Zinsniveau von 5 Prozent in der Schweiz flächendeckend gut gegeben.
Weniger rosig sehe die Situation bei den Geschäftsimmobilien aus. Trotz Überkapazitäten werde hier weitergebaut. Die Crashgefahr sei bei den Büroliegenschaften viel grösser.
Höhere Prognosen auch bei Bakbasel
Gleichentags zeigten sich auch die Konjunkturauguren der Bakbasel optimistischer. Nach ihrer Meinung dürfte das Schweizer BIP im kommenden Jahr um 2,3 Prozent zulegen. Das ist etwas mehr als bei der letzten Schätzung im September (+2,2 Prozent).
Die weltweite Wirtschaftserholung werde der Exportwirtschaft neue Impulse geben, teilte Bakbasel mit: Der Schweizer Güteraussenhandel werde im kommenden Jahr um 4,6 Prozent wachsen. Der Privatkonsum bleibe «eine massgebliche Stütze der Schweizer Wirtschaft». Demgegenüber würden sich die Bauinvestitionen deutlich verlangsamen. Für das Jahr 2015 rechnet Bakbasel mit einer weiteren Erholung der Wirtschaft und einem BIP-Wachstum von 2,5 Prozent.
Am Vortag hatte bereits der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse seine BIP-Prognose für 2014 von 1,5 auf 2,2 Prozent erhöht.