Trotz der Krisen in mehreren wichtigen Produktionsregionen ist Erdöl billig wie lange nicht mehr.
Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der europäischen Referenzsorte, der Nordseesorte Brent, sank am Montagmorgen in London auf 99,76 Dollar (77 Euro). Er lag damit das erste Mal seit 14 Monaten unter der Marke von 100 Dollar. Seit Erreichen eines Neun-Monats-Hochs im Juni dieses Jahres ist das Barrel damit gut 13 Prozent billiger geworden.
Hintergrund der Entwicklung ist laut Experten, dass derzeit ein starkes Angebot auf eine vergleichsweise niedrige Nachfrage trifft. Zwar stecken wichtige Ölländer wie der Irak in politischen Krisen, doch auf die Produktion hatte das bisher kaum Einfluss.
Die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS), die in Syrien und im Irak kämpft, ist bislang nicht im Süden des Iraks aktiv, wo 90 Prozent des für den Export vorgesehenen Öls gefördert wird.
Auch die russischen Ölexporte sind trotz der Spannungen mit dem Westen wegen der Ukraine-Krise bislang auf dem üblichen Niveau. In Libyen ist die Erdölproduktion vor kurzem wieder angelaufen.
Zugleich fördern die USA mit der umstrittenen Fracking-Methode laut Experten zunehmend mehr Öl selbst, sodass sie weniger auf Importe angewiesen sind. In der Folge sinkt der Preis für Rohöl auch in Europa. Hinzu kommt, dass der vergleichsweise starke Dollar Öl für Abnehmer, die in anderen Währungen zahlen, teurer macht und so deren Nachfrage bremst.