Die ÖV-Tester, die seit einem Jahr unterwegs sind, geben dem Schweizer Regionalverkehr gute Noten: Fahrzeuge und Haltestellen seien funktionstüchtig, das Personal kompetent. Verbesserungspotenzial sehen sie bei der Sauberkeit und bei der Kundeninformation.
Seit April 2016 nehmen geschulte Testkunden den regionalen Personenverkehr unter die Lupe. Sie überprüfen im Auftrag des Bundes, wie es in Zügen, S-Bahnen und Bussen um Sauberkeit, Sicherheit und Kundenfreundlichkeit steht.
Die Testpersonen sind Teil eines neuen Systems zur Qualitätskontrolle, das vom Bundesamt für Verkehr (BAV) aufgegleist wurde. Nun liegen die ersten Resultate vor. Diese zeigen, dass der regionale Personenverkehr grundsätzlich ein hohes Qualitätsniveau aufweist, wie das BAV am Donnerstag mitteilte.
Probleme mit der Sauberkeit
Gute Noten erhält der Regionalverkehr für Kompetenz und Verhalten des Personals sowie für Funktionsfähigkeit, Ordnung und Unversehrtheit von Fahrzeugen und Haltestellen, wie es heisst. Am wenigsten gut seien die Resultate bezüglich Sauberkeit, insbesondere bei den Zügen.
Die grössten Qualitätsunterschiede bestünden bei der Information der Kundinnen und Kunden. Auch hier gebe es bei vielen Unternehmen weiteres Verbesserungspotenzial. Am höchsten ist die Qualität laut dieser Auswertung in der Deutschschweiz.
System im Aufbau
Da das Qualitätsmesssystems seit April 2016 schrittweise aufgebaut wurde, liegen noch nicht Daten für ein volles Jahr vor. Entsprechend kann das BAV für das erste Jahr lediglich generelle Aussagen machen. Aussagen zur Qualität einzelner Linien oder einzelner Transportunternehmen sind noch nicht möglich.
Auch die Pünktlichkeitsmessung, bei welcher die Daten direkt von den Unternehmen geliefert werden, befindet sich noch im Aufbau. Das BAV will im kommenden Jahr die Ergebnisse weiter vertiefen, damit das Qualitätsmesssystem seine volle Aussagekraft erhält.
Das Qualitätsmesssystem dient als Kontrollinstrument für Bund und Kantone, welche den Regionalverkehr bestellen und mit jährlich rund zwei Milliarden Franken mitfinanzieren. Es soll gewährleisten, dass die Transportunternehmen dauerhaft Mindeststandards in den Bereichen Kundenfreundlichkeit und Effizienz einhalten.
Inkognito unterwegs
Die Testkunden sind nach Angaben des BAV inkognito unterwegs und verhalten sich wie normale ÖV-Kunden. So können der Wanderer im City-Bus oder die Geschäftsfrau in der S-Bahn in Wirklichkeit ÖV-Tester sein.
Sie schauen, ob alles richtig funktioniert, in welchem Zustand Wagen, Einrichtungen und Haltestellen sind, und ob alles sauber ist. Auch prüfen sie, wie die Reisenden informiert werden. Dafür werden sie mit einem mobilen Erfassungsgerät und einer Legitimationskarte ausgestattet.
Da Züge, Busse und S-Bahnen von früh bis spät fahren, müssen die Testkunden flexibel sein. Insgesamt waren seit Beginn der Messung 60 Testerinnen und Tester unterwegs und trugen dabei 43’000 Daten zusammen, wie das BAV auf Anfrage bekannt gab.