An der Offenen Rennbahn Zürich Oerlikon nagt der Zahn der Zeit. Das Bauwerk, das in diesem Jahr 100 Jahre alt wird, müsste eigentlich saniert werden. Weil dies der Stadt Zürich zu teuer ist, präsentierten die Betreiber am Dienstag eine Alternative.
Die Interessengemeinschaft Offene Rennbahn Oerlikon (IGOR) schlägt vor, das Bauwerk mit einem Zeltdach vor der Witterung zu schützen. Weil der riesige Regenschirm auf der Seite offen und zudem lichtdurchlässig wäre, würde die Stimmung in der ältesten Radrennbahn der Schweiz dadurch nicht beeinträchtigt.
Für ein 100-jähriges Bauwerk sei der Zustand der Rennbahn zwar ganz gut, sagte Architekt und IGOR-Mitglied Jürg Vogel vor den Medien. Es gebe aber jeden Winter mehr Frostschäden am Beton. Man müsse deshalb unbedingt die Zukunft der Rennbahn planen.
Positiver Nebeneffekt der Zeltdach-Idee: Radrennen müssten nicht mehr wegen schlechten Wetters abgesagt oder unterbrochen werden, und die Stadt Zürich würde einen weiteren Veranstaltungsort gewinnen. Vogel zieht in Betracht, dass die Rennbahn etwa für Inlineskate-Anlässe oder gar als Markthalle genutzt werden könnte.
Einen ersten Vorgeschmack darauf, was mit „ihrer“ Rennbahn alles gemacht werden könnte, erhielten die Mitglieder der IGOR im vergangenen Winter: Der Weihnachtszirkus „Swiss Christmas“ schlug auf der Rennbahn seine Zelte auf.
„Gümmeler“ wünschen sich Bekenntnis der Stadt
Das Zeltdach dürfte ersten Schätzungen zufolge rund 20 bis 25 Millionen Franken kosten. Wer diesen Betrag aufbringen soll, ist allerdings unklar. Die IGOR ist lediglich Mieter und verfügt nicht über eine solch grosse Vereinskasse.
Von der Eigentümerin, der Stadt Zürich, habe man bisher nichts gehört, sagte Vogel weiter. Die Mitglieder der IGOR wünschen sich schon seit langem ein klares Bekenntnis der Stadt zur Rennbahn. Das Verhältnis zwischen den „Gümmelern“ und der Bahn-Vermieterin ist aber seit Jahren von Unsicherheit geprägt.
Zürich hegte schon mehrmals Überbauungspläne für das Areal neben dem Hallenstadion. Bis jetzt wurden aber alle Projekte wieder auf Eis gelegt, so etwa der Bau eines Hallenbades, eines polysportiven Zentrums oder eines Kongresshauses.
Radsportverband: „Anlage ist unverzichtbar“
Die Radrennfans rechnen „mit weiteren hundert Jahren“, wie IGOR-Präsident Alois Iten sagte. Er sei optimistisch, dass die Anlage für längere Zeit erhalten werden könne.
Für den Erhalt der historischen Radrennbahn ist auch der Schweizer Radsportverband Swiss Cycling. Die Anlage sei unverzichtbar, sagte Damen-Nationaltrainer Christian Rocha. Daran ändere auch die geplante Anlage in Grenchen SO nichts.