Nach drei äusserst erfolgreichen Jahren gibt Olivier Père die künstlerische Leitung des Festival del film Locarno ab. Er tritt Anfang Dezember den Posten des Generaldirektors von ARTE France Cinéma an.
Dies teilte das Festival am Montag mit. „Ich bin traurig, das Festival zu verlassen, verspüre aber auch enorme Befriedigung über das Erreichte“, wird Père in der Mitteilung zitiert.
„Wir sind alle ein bisschen traurig“, meinte auch Ivo Kummer, Chef der Sektion Film im Bundesamt für Kultur (BAK) gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Speziell nach der besonders gelungenen Ausgabe 2012 habe man auf ein längeres Wirken Pères in Locarno gehofft. Aber der 41-Jährige gehöre eben einer jüngeren Generation an, die in ihrer Karriere häufiger Wechsel vornehme als es früher der Fall war.
Mehr Stars, mehr Schweiz
Père hat in seiner kurzen Amtszeit das Festival massgeblich geprägt: Er straffte das Programm und holte wieder mehr Prominente nach Locarno – heuer beispielsweise Alain Delon, Harry Belafonte, Gael Garcia Bernal und Kylie Minogue. Ausserdem gab er dem Schweizer Film – insbesondere auf der Piazza Grande – mehr Gewicht.
Die „schönen Präsenzen“ in Locarno habe der Schweizer Film aber auch verdient, meint Kummer. Père mit seiner breiten Kenntnis des internationalen Filmschaffens habe das Schweizer Filmschaffen unparteiisch „gewürdigt und bestätigt“.
Pères Arbeit habe es dem Festival erlaubt, seine Position auf der internationalen Bühne zu konsolidieren, meinte Festivalpräsident Marco Solari, „ich freue mich über diese hervorragende Entwicklung seiner Karriere“.
Nachfolger schon nächste Woche?
Im Rahmen der Verwaltungsratssitzung vom 4. September 2012 werde Solari im Einvernehmen mit dem Vorstand dem Auswahlgremium einen Vorschlag für die Nachfolge von Père präsentieren, hiess es weiter. Nach der Versammlung werde die Presse über allfällige Beschlüsse informiert.
Es sei nicht ungewöhnlich, dass ein Festival, das auf so hohem internationalem Niveau operiere, ein „Backup“ für Notfälle mitdenke, erklärte Ivo Kummer gegenüber der sda das kurzfristige Nachfolge-Verfahren. Über allfällige Kandidaten oder Kandidatinnen will der oberste Schweizer Filmchef aber nicht spekulieren.
Beim französisch-deutschen Fernsehsender ARTE überwacht Père nun als Generaldirektor den Ankauf, die (Ko-)Produktion und die Programmation von Filmen, wie eine Mitarbeiterin des Senders gegenüber der sda ausführte. ARTE France Cinéma produziert jährlich über 20 Filme und verfügt über ein Budget von 9 Millionen Euro.