Jetzt ist es offiziell: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat seinen Onkel Jang Song Thaek nach kurzem Prozess hinrichten lassen. Dieser habe die Macht an sich reissen wollen. Mit der jüngsten politischen Säuberung stärkt Kim seine Stellung, wie Beobachter glauben.
Jang sei am Donnerstag kurz nach einem Prozess vor einem militärischen Sondertribunal hingerichtet worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Vor Gericht habe er gestanden, einen Staatsstreich geplant zu haben. «Er hat sein wahres Gesicht als grösster Verräter aller Zeiten gezeigt und gesagt, der Putsch habe auf den obersten Führer (Kim Jong Un) gezielt». Das Militärgericht habe Jang wegen Umsturzplänen zum Tode verurteilt. Das Urteil sei umgehend vollstreckt worden.
Jang habe das Ziel gehabt, «die oberste Macht unserer Partei und unseres Staates an sich zu reissen», schrieb KCNA. Er habe das Vertrauen Kim Jong Uns und von dessen Vater Kim Jong Il missbraucht. Die Agentur bezeichnete Jang als «verabscheuungswürdigen menschlichen Abschaum», «schlimmer als ein Hund».
Am Montag hatte die kommunistische Führung Nordkoreas die am 3. Dezember publik gewordene Entmachtung Jangs bestätigt. Der Spitzenfunktionär sei wegen «krimineller» Handlungen und «konterrevolutionärer» Umtriebe aus allen Ämtern entlassen worden, hatte KCNA gemeldet. Im Staatsfernsehen veröffentlichte undatierte Bilder zeigten, wie der in Ungnade gefallene Parteikader von Sicherheitskräften aus einer Sitzung abgeführt wurde.
Kapitalistischer Lebensstil
Laut KCNA unterhielt Jang «unangemessene Beziehungen zu mehreren Frauen und liess sich in den Hinterzimmern von Luxus-Restaurants verwöhnen». Der langjährige Führungskader sei «dem kapitalistischen Lebensstil verfallen», «ideologisch verdorben und faul», und habe «Drogen konsumiert und Devisen in Kasinos verzockt, während er auf Kosten der Partei zur medizinischen Behandlung im Ausland war».
Jang war mit Kim Jong Ils einflussreicher Schwester Kim Kyong Hui verheiratet. Er war unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsausschusses und galt nach dem Tod von Kims Vater Kim Jong Il Ende 2011 als starker Mann und «Graue Eminenz» im kommunistischen Staatsapparat. Seine Entmachtung bedeutete die grösste Umwälzung in der nordkoreanischen Führung seit dem damaligen Führungswechsel.
Jang war massgeblich daran beteiligt gewesen, den jungen und politisch unerfahrenen Kim Jong Un zum Nachfolger von dessen Vater aufzubauen. Beobachter hatten gemutmasst, dass Kim Jong Un zunächst unter Jangs Aufsicht stehen würde. Kim Jong Un ist um die 30 Jahre alt.
In Südkorea kam das Kabinett zu einer Sondersitzung zusammen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Das US-Präsidialamt erklärte, sollten sich die Berichte bewahrheiten, wäre dies ein weiterer Beleg für die «extreme Brutalität des nordkoreanischen Regimes». Die Regierung in Washington verfolge die weitere Entwicklung genau und halte engen Kontakt zu seinen Verbündeten in der Region.