Eine soziale Plattform soll Forschenden künftig helfen, Fragmente mittelalterlicher Schriften zusammenzusetzen. An einer Fachkonferenz stellen Freiburger Wissenschaftler ihr Projekt «Fragmentarium» kommende Woche vor.
Recycling wurde bereits vor einigen hundert Jahren gross geschrieben: Mittelalterliche Handschriften wurden nicht einfach entsorgt, sondern als «Altpapier» beispielsweise in Schuhen oder als Isolations- und Verpackungsmaterial weiterverwendet. Auf diese Weise sind viele Schriften erhalten geblieben, allerdings sehr bruchstückhaft und über die ganze Welt verstreut.
«Die einzelnen Teile sind schwer zugänglich und es gibt bisher kaum systematische Kataloge», sagte der Handschriftenforscher Christoph Flüeler von der Universität Freiburg gemäss einer Mitteilung der Hochschule. Das soll sich künftig ändern: Flüeler und Kollegen haben eine Art Facebook für die Handschriftenforschung entwickelt.
Verstreutes findet wieder zusammen
Auf der online Plattform «Fragmentarium» können Nutzer Fragmente in hoher Auflösung hochladen und beschreiben. Die internationale Zusammenarbeit an der Analyse, Rekonstruktion und Transkription von Schriften werde dadurch stark erleichtert. Auch weit voneinander entfernt gefundene Fragmente können so wieder zusammenfinden.
Das Projekt stosse auf enormes Interesse, schrieb die Uni Freiburg in einer Mitteilung. Kommende Woche treffen sich Expertinnen und Forscher – unter anderem von den Universitäten Stanford, Yale, Harvard und Oxford – in Freiburg, um mehr über «Fragmentarium» zu erfahren und sich über Projekte auszutauschen.
Die Hoffnung auf neue Erkenntnisse dank dem «Facebook der Mediävisten» sei gross, schrieb die Uni Freiburg. Das Team um Flüeler sei gespannt auf die Ergebnisse: «Wenn man unbekanntes Material erforscht, kann es immer Überraschungen geben.»