Opfer des Erdbebens in China über ausbleibende Hilfe verärgert

Drei Tage nach dem schweren Erdbeben im Südwesten Chinas haben Überlebende ihrem Zorn über ausbleibende Hilfe freien Lauf gelassen. Lautstark forderten Hunderte Menschen am Montag Notunterkünfte und Lebensmittel.

Vom Erdbeben vertriebene Chinesen harren vor Notzelten der Entwicklungen im Erdbeben-Gebiet (Bild: sda)

Drei Tage nach dem schweren Erdbeben im Südwesten Chinas haben Überlebende ihrem Zorn über ausbleibende Hilfe freien Lauf gelassen. Lautstark forderten Hunderte Menschen am Montag Notunterkünfte und Lebensmittel.

«Wenn die Regierung uns weiter ignoriert, bleibt uns nur der Protest», sagte ein 40 Jahre alter Bauer, an dessen Dorf Lastwagen mit Hilfsgütern vorbeigefahren waren. Bei dem Erdbeben der Stärke 7,0 waren am Samstag in der Provinz Sichuan mindestens 188 Menschen getötet und mehr als 11’000 weitere verletzt worden.

Die Regierung reagierte zwar schnell auf das Beben und stellte Soforthilfen von umgerechnet 125 Millionen Euro zur Verfügung. Die Hilfslieferungen kamen auf den schlechten und zum Teil durch Erdrutsche verschütteten Strassen aber nur schleppend voran.

Ein Übriges taten unzählige Regierungsfahrzeuge, die sich auf der Strecke stauten. Auf der 40 langen Strecke von Lushan ins schwer beschädigte Baoxing verstopften leere Krankenwagen, Armee-Laster, Baufahrzeuge und Busse beide Fahrbahnen, so dass ein Durchkommen nur zu Fuss oder mit Motorrädern möglich war.

«Es ist jetzt drei Tage her und wir haben weder Nudeln noch Wasser bekommen», klagte ein Bauer. Auch Zelte fehlten. Ein Polizist zeigte sich bemüht, die Lage zu beruhigen und versicherte, die Hilfe sei auf dem Weg. Ministerpräsident Li Keqiang hatte sich am Wochenende im Katastrophengebiet ein Bild von der Lage verschafft und den Wiederaufbau in der erdbebengeplagten Region zugesagt.

Zuvor hatte China hat die Hilfe von internationalen Hilfsorganisationen und anderen Ländern abgelehnt. «Wir brauchen derzeit keine Unterstützung aus dem Ausland», sagte eine Sprecherin des chinesischen Aussenministeriums am Montag vor Journalisten in Peking.

Zahlreiche Nachbeben

Bis zum Montagmorgen wurden mehr als 1700 Nachbeben in Lushan, der Gemeinde unmittelbar am Epizentrum, registriert. Das stärkste Nachbeben erreichte einen Wert von 5,4.

Viele Gebiete sind laut Medienberichten immer noch von Wasser, Strom und dem Handynetz abgeschnitten. Zudem steigt die Sorge vor Seuchen. Mediziner der Academy of Military Medical Sciences in Peking sind in Sichuan, um Vorkehrungen gegen mögliche Epidemien zu treffen.

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