Der Mobilfunkanbieter Orange Schweiz streicht 2013 bis zu 140 Stellen. Die Axt setzt er vorab beim Kader und in der Administration an. In einer ersten der Phase sollen in den kommenden Wochen etwa 70 Arbeitsplätze verschwinden.
Im Laufe des Jahres stehen gemäss Mitteilung vom Freitag weitere Arbeitsplätze auf dem Prüfstand. Von den Streichungen nicht betroffen sind die auf Kunden ausgerichteten Funktionen, wie Orange schreibt. Dort sollen mindestens 60 neue Stellen entstehen und 18 neue Orange Centers eröffnet werden.
Struktur vereinfachen
Der Schritt erfolgt als Ergänzung zu den Investitionen von 700 Mio. Fr. in die Modernisierung des Mobilfunknetzes. Orange-Schweiz-Chef Johan Andsjö will sein Unternehmen konsequent auf Kundennähe trimmen und so zur Nummer Zwei im Schweizer Mobilfunkmarkt machen.
Nach der Trennung von der ursprünglichen Mutter France Télécom und der Übernahme durch die britische Beteiligungsgesellschaft Apax sei Orange Schweiz nun neu aufgestellt, sagte Andsjö am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Viele Aufgaben in Zusammenhang mit der grossen Mutter seien damit entfallen.
Der Anteil von Administration und Kader am Gesamtpersonal würde darum von aktuell 45 Prozent auf 30 Prozent hinuntergefahren, der Personalbestand im direkten Dienst am Kunden demgegenüber steigen. Genaue Zahlen liess sich Andsjö indessen nicht entlocken. Ein Stellenabbau sei aber immer hart, fügte er an.
Premiumkunden und Jugend im Visier
Nach den Plänen des seit Oktober 2012 amtierenden Schweden soll der Konzern mit dieser Fokussierung näher an den Markt rücken und weiter wachsen. Ins Auge fasst Andsjö für sein exklusiv im Mobilfunkmarkt operierendes Unternehmen die Position als Nummer Zwei hinter Swisscom.
Weiterhin fokussiert Orange Schweiz auf zahlungskräftigere und anspruchsvollere Kundschaft, die viel telefoniert und einen hohen Datenverkehr aufweist. „Nicht low cost, sondern premium“, brachte Andsjö diese Strategie auf den Punkt.
Aber auch die junge Kundschaft hat der Anbieter im Visier. Ein Schritt dazu ist gemäss dem Konzernchef der Musik-Streamingdienst Spotify, den Orange zusammen mit unbeschränkten SMS und Telefongesprächen unter 27-Jährigen für 19 Franken im Monat anbietet.
Syndicom: Folge des Preiskampfs
Für die Gewerkschaft Syndicom sind die angekündigten Entlassungen Folge der „ruinösen und andauernden Preissenkungen“ im Markt. Auch die von der Wettbewerbskommission (Weko) verbotene Fusion mit Sunrise sei ein zentraler Faktor, der zur heutigen Situation bei Orange führte.
Die weitere Entlassungswelle in der Telekombranche sei nicht überraschend, sondern absehbar gewesen. Die Entwicklung in der Mobiltelefonie sei Besorgnis erregend, hält die Arbeitnehmerorganisation für die Medien- und Kommunikationsbranche am Freitag in einem Communiqué fest.
Die Gewerkschaft begrüsst indessen die Bereitschaft von Orange, Syndicom ins Konsultationsverfahren einzubeziehen und danach am Sozialplan mitwirken zu lassen. Bereits bei den Konkurrenten Swisscom und Sunrise war es Zu Umbauten und Personalschnitten gekommen
Fusion mit Sunrise gescheitert
Orange gehört seit Februar 2012 der britischen Beteiligungsgesellschaft Apax. Die Briten erhielten den Zuschlag für rund 2 Mrd. Franken. Zuvor hatte France Télécom die frühere Schweizer Tochter zum Verkauf gestellt, nachdem eine Fusion mit Sunrise im Frühling 2010 am Veto der Wettbewerbskommission gescheitert war.
Orange Schweiz bietet ausschliesslich Mobilfunk an. Im Juni lanciert das Unternehmen die vierte Mobilfunkgeneration 4G in zehn Schweizer Städten.