Orthodoxe Christen vor allem in Russland und im Nahen Osten haben am Montag Weihnachten gefeiert. Für die Kopten in Ägypten, die sich ebenfalls nach dem Julianischen Kalender richten und das Fest am 7. Januar begehen, war es von der Sorge um die religiöse Freiheit seit dem Machtwechsel im Land überschattet.
Bei der Mitternachtsmesse in der Kairoer Kathedrale sprach der koptische Papst Tawadros II. den Gläubigen Mut zu und rief sie auf, sich nicht zu fürchten.
Gebete für ein „besseres Ägypten“
Tawadros hatte im November die Nachfolge des verstorbenen Papsts Schenuda III. angetreten, der 40 Jahre lang das höchste Kirchenamt der Kopten innegehabt hatte. Rund zehn Prozent der 85 Millionen Ägypter bekennen sich zum koptischen Glauben.
Sie klagen seit langem über staatliche Diskriminierung und fürchten noch mehr Ungemach durch die neue Verfassung, die eine strengere Anwendung islamischen Rechts ermöglicht.
Das hohe Fest biete eine Chance zur inneren Einkehr und für Gebete für „ein besseres Ägypten“, sagte der koptische Christ und Richter am Kairoer Berufungsgericht, Amir Ramsi. Christen würden dieses Weihnachten mit Enttäuschung, Trauer und Klage erleben, in Angst um die allgemeine Lage in Ägypten.
Während der Herrschaft von Husni Mubarak und den Militärs hatten vor allem Christen Probleme. Aber jetzt unter der Herrschaft der Muslimbruderschaft sieht jeder moderate Ägypter schweren Zeiten entgegen, so Ramsi.
Kruzifixe im eiskalten Wasser
In Moskau feierten rund 5000 Gläubige in der Nacht auf Montag in der Christ-Erlöser-Kathedrale Heiligabend. Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kirill, zelebrierte die Mitternachtsmesse.
„Weihnachten bedeutet, dass Gott nicht weit entfernt ist, dass Gott, niemand ist, den wir fürchten müssen“, sagte Kirill, wie die Nachrichtenagentur Itar-TASS berichtete. Anwesend war auch Ministerpräsident Dmitri Medwedew, Präsident Wladimir Putin ging dagegen in St. Petersburg zur Messe.
Auch für orthodoxe Konfessionen in Syrien und im Libanon war am Sonntag Heiligabend. Andere orthodoxe Ostkirchen begehen dagegen den Dreikönigstag oder Epiphanias als Tag der Taufe Christi.
Nach alten Brauch stürzten sich in Bulgarien und Rumänien Tausende junge Männer in eiskalte Flüsse und Seen, um von Priestern in die Fluten geschleuderte Kruzifixe zu bergen.
Dem Volksglauben zufolge winkt dem Finder die Erlösung von dem Bösen. In Konstanza am Schwarzen Meer schützten sich manche der Wagemutigen mit Taucheranzügen.