Nach dem Sieg bei der Parlamentswahl hat Finanzminister George Osborne den Willen Londons zu einem Referendum über den Verbleib des Landes in der EU betont. Auch kündigte er harte Verhandlungen über EU-Reformen an.
Die Regierung von Premierminister David Cameron habe «einen sehr klaren Auftrag, die Beziehungen zwischen Grossbritannien und dem Rest der EU zu verbessern», sagte Osborne am Dienstag nach seiner Ankunft zu einem Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel. Es sei das Ziel Londons, «die EU so zu reformieren, dass sie Arbeitsplätze schafft und die Lebensstandards für alle Bürger verbessert».
Camerons konservative Tories hatten bei der Parlamentswahl am vergangenen Donnerstag mit 331 von 650 Sitzen überraschend eine absolute Mehrheit im britischen Unterhaus errungen. Nun will die konservative Regierung mit den 27 EU-Partnern über Reformen verhandeln und die Wähler im Vereinigten Königreich bis zum Jahr 2017 in einem Referendum über die weitere EU-Mitgliedschaft des Landes abstimmen lassen.
In den anstehenden Reformverhandlungen wolle Grossbritannien «konstruktiv und engagiert», aber auch «entschlossen und standhaft» auftreten, sagte Osborne in Brüssel. «Niemand sollte unsere Entschlossenheit unterschätzen, im Sinne der arbeitenden Menschen in Grossbritannien und in der gesamten EU erfolgreich zu verhandeln», fügte er hinzu.
Cameron für Verbleib in EU
Cameron strebt nach eigenen Angaben grundsätzlich einen Verbleib seines Landes in der EU an. Er macht allerdings eine Einigung auf Reformen zur Bedingung dafür. Die EU-Kommission bezeichnete das Prinzip des freien Verkehrs von Menschen, Waren, Dienstleistungen und Kapital bereits als «nicht verhandelbar».
Nach Einschätzung von Beobachtern könnte Cameron das Referendum bereits im kommenden Jahr ansetzen, um die Phase der Ungewissheit möglichst bald zu beenden. Schon jetzt profitiert Grossbritannien von einer Reihe von Sonderregeln und Ausnahmen bei seiner EU-Mitgliedschaft.