Ozeanium: Grössenwahnsinnig und heuchlerisch

Statt einer mittelalterlichen Art der Zurschaustellung von Tieren, sollte der Zolli mit den erhaltenen Millionen (endlich) echte innovative Wege gehen und zum Beispiel eine 3-D-Projektion einer Unterwasserwelt entwickeln, in der die Menschen ins Meer eintauchen können und nicht Zuschauer in einem Zirkus sind, für den viele Fische sterben mussten. Der Basler Zolli stellt sein Ozeanium-Projekt […]

Das renovierte Karibik-Aquarium

Statt einer mittelalterlichen Art der Zurschaustellung von Tieren, sollte der Zolli mit den erhaltenen Millionen (endlich) echte innovative Wege gehen und zum Beispiel eine 3-D-Projektion einer Unterwasserwelt entwickeln, in der die Menschen ins Meer eintauchen können und nicht Zuschauer in einem Zirkus sind, für den viele Fische sterben mussten.

Der Basler Zolli stellt sein Ozeanium-Projekt als grandiose Möglichkeit vor, über die bedrohten Meere aufzuklären. So grössenwahnsinnig das Projekt, so heuchlerisch ist es.

Von den rund 1500 Korallenfischarten, die gehandelt werden, kann knapp ein Prozent gezüchtet werden. Die grosse Menge stammt direkt aus der Wildnis, dem Korallenriff. In den Hauptexport-Ländern wie Indonesien und den Philippinen, wo der Fang mit Giften wie Cyanid zwar verboten ist, ist er dennoch an der Tagesordnung.

Ein Viertel der Korallenriffe sind bereits zerstört. Im Wissen um die Bedrohung der Riffe durch den Klimawandel und die Bauwut der Tourismusindustrie, um nur zwei Probleme zu nennen, ist eine Rechtfertigung des Zollis, Umweltbildung zu betreiben, schlicht zynisch.

Eine zusätzliche Belastung durch den Handel für die Aquarienhaltung ist verantwortungslos. Schätzungen der United Nations Environment Programme UNEP zufolge sterben beim Fang bis zu 80 Prozent der Fische. Viele weitere sterben während des Transportes und dann im Aquarium. Dies kommt den Händlern nicht ungelegen, weil so der Verkauf angetrieben wird.

Bevorzugt werden gerne noch nicht geschlechtsreife Fische, weil diese häufig sehr bunt oder spezieller Färbung sind; diese haben aber noch nie Nachkommen produziert. Zudem gilt: Je seltener, desto begehrter.

Mit dem Disney-Film vom kleinen Clownfisch «Nemo» boomte der Verkauf dieser putzigen Fische. Tierschützer wurden auf den Plan gerufen, als die Käufer anfingen, die Fische im WC zu entsorgen. Kinder glaubten, das Wasser gelange direkt ins Meer. Der nächste Verkaufsboom ist mit der Ausstrahlung von «Nemo», in 3-D noch realer, für den nächsten Frühling vorprogrammiert.

Das Ozeanium wird Leute motivieren, selbst ein Meerwasser-Aquarium zu halten. Der Zolli mag einen Teil seiner Fische aus sorgfältig befischten Beständen erhalten, der private Aquarium-Besitzer hat diese Wahl nicht, denn für Private gibt es in der Schweiz keine zertifizierten Händler, die sich an gewisse Standards halten.

Statt einer mittelalterlichen Art der Zurschaustellung von Tieren, sollte der Zolli mit den erhaltenen Millionen (endlich) echte innovative Wege gehen und zum Beispiel eine 3-D-Projektion einer Unterwasserwelt entwickeln, in der die Menschen ins Meer eintauchen können und nicht Zuschauer in einem Zirkus sind, für den viele Fische sterben mussten.

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