In Grossbritannien ist am Donnerstag nach erheblichen Startschwierigkeiten eine Untersuchung zu einem Skandal um Pädophilie-Fälle angelaufen. Auch Politiker und Vertreter öffentlicher Institutionen sollen darin verwickelt sein.
Nachdem das Verfahren bereits zwei Mal ins Stocken gekommen war, weil die beauftragten Juristen in den Verdacht der Befangenheit gerieten, beauftragte Innenministerin Theresa May die neuseeländische Richterin Lowell Goddard damit, die Vorgänge aus den 80er Jahren aufzuklären.
Ihre Untersuchung biete Gelegenheit, institutionelle Fehler der Vergangenheit beim Schutz von Kindern aufzuzeigen, sagte Goddard. Der sexuelle Missbrauch von Kindern über mehrere Generationen hinterlasse dauerhafte Wunden, nicht nur bei den Opfern, sondern auch in der ganzen Gesellschaft, sagte die neuseeländische Richterin zum Auftakt der Untersuchung.
Nach vorläufigen Erkenntnissen müsse davon ausgegangen werden, dass in Grossbritannien im Schnitt fünf Prozent der Kinder sexuellen Aggressionen ausgesetzt gewesen seien. Ihre Untersuchung werde voraussichtlich mehrere Jahre dauern.
Im Dezember hatte ein mutmassliches Opfer, dem der Deckname Nick gegeben wurde, ausgesagt, dass er und mehrere andere Jungen in London und Umgebung unter anderem auf Militärstützpunkten von Gruppen von Männern missbraucht wurden.
Im März hatte die britische Polizei eine interne Untersuchung eröffnet, um dem Verdacht nachzugehen, dass im Zeitraum 1970-2000 sexueller Missbrauch durch Politiker und Polizisten von der Polizei vertuscht wurde.