Die so genannte Vatileaks-Affäre kommt vor Gericht: Gegen den ehemaligen Kammerdiener des Papstes ist wegen der Weitergabe vertraulicher Dokumente Anklage erhoben worden. Der seit Mai im Kirchenstaat inhaftierte Paolo Gabriele muss sich demnach wegen schweren Diebstahls verantworten.
Gabriele war am 23. Mai unter dem Verdacht festgenommen worden, vertrauliche Dokumente gestohlen und an die Presse weitergegeben zu haben. Darin wurden Korruption, Intrigen und Machtkämpfe in den höchsten Kreisen des Vatikans offenbar. Gabriele war seit 2006 der persönliche Diener Papst Benedikt XVI. und zählte zum engsten Kreis des päpstlichen Haushalts.
Die Anklageschrift wirft ausserdem einem weiteren Angestellten des Vatikans Beihilfe zu der Tat vor. Neben Gabriele soll laut Ermittlungsrichter Piero Bonnet auch ein Mitarbeiter des vatikanischen Staatssekretariats, Claudio Sciarpelletti, vor Gericht gestellt werden.
Es ist das erste Mal, dass sein Name im Zusammenhang mit der so genannten Vatileaks-Affäre fällt. Sciarpelletti arbeitete als Programmierer im Staatssekretariat.
Die Affäre hatte zu Beginn des Jahres für Schlagzeilen gesorgt und unter anderem die Machtkämpfe im Umfeld von Papst Benedikt XVI. beleuchtet.
Bis zu sechs Jahre Haft
Der Vatikan kündigte am Montag einen öffentlichen Prozess zu der Affäre an. Ein Termin wurde bisher nicht bekannt gegeben. Aus Kreisen der Heiligen Stuhls in Rom hiess es aber, mit einem Verfahren werde nicht vor Ende September gerechnet. Sollte Gabriele verurteilt werden, droht ihm eine Haftstrafe von bis zu sechs Jahren.